Artikel: Infrastruktur
Bahnhöfe als Mobilitätsdrehscheiben, moderne Technik, schnelle Verbindungen. Mehr Kapazität für den wachsenden Schienenverkehr schaffen
Die Anforderungen der Bahnreform 1994 an die damaligen zwei Staatsbahnen (Bundesbahn und Reichsbahn) waren hoch: Die in der Erhaltung teure, nicht mehr zeitgemäße Infrastruktur sollte in der Qualität deutlich verbessert und erweitert werden, um künftige Verkehrsströme auf der Schiene aufnehmen zu können. Zudem bekam die DB den klaren Auftrag, die Effizienz mit Blick auf Mitarbeiter, Prozesse und Kosten zu steigern. Gleichzeitig sollten auch externe Bahnen die Infrastruktur diskriminierungsfrei nutzen können, um einen florierenden Wettbewerb auf der Schiene zu etablieren.
In den 25 Jahren seit der Bahnreform hat sich bei der Infrastruktur eine Menge getan: Neue Strecken, neue Technik, Erfolge bei der Modernisierung des Schienennetzes und der Bahnhöfe. Mit einer Investitionsoffensive setzen Bund und Bahn die Erneuerung und den Ausbau der Infrastruktur in den kommenden Jahren fort.
5 aus 25 Jahren DB Infrastruktur | |
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1997 | Wiedereröffnung des aufwendig renovierten Leipziger Hauptbahnhofs und Eröffnung der beiden ersten DB Lounges in Leipzig und Frankfurt am Main |
1999 | Mit der Eröffnung des Flughafenbahnhofs Frankfurt am Main wird der erste deutsche Flughafen direkt an das Fernverkehrsnetz angebunden |
2006 | Die Neu- und Ausbaustrecke Nürnberg-Ingolstadt-München und die Ausbaustrecke Berlin-Halle/Leipzig gehen ans Netz. In Berlin nehmen der Hauptbahnhof mitsamt dem Nord-Süd-Tunnel den Betrieb auf. |
2017 | Die Eröffnung der Neubaustrecke verbindet Berlin und München in vier Stunden |
2018 | In Annaberg-Buchholz geht das europaweit erste Digitale Stellwerk in Betrieb. |
Zahlen und Daten zur Infrastruktur
Fakten zu Bahnhöfen, Schienen, Nutzung, Kunden, Sanierung |
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33.500 Kilometer lang ist das Schienennetz in Deutschland. Dreimal so lang wie die deutschen Autobahnen. |
Von 1994 bis 2017 nimmt die Betriebsleistung (Trassenkilometer) um 23 Prozent zu. Die Nutzungsintensität (Trassenkilometer/Tag je Gleiskilometer steigt sogar um über 50 Prozent. |
40.000 Züge fahren täglich auf dem Netz der DB. |
35 Milliarden Euro fließen zwischen 2015 und 2019 in die Modernisierung und den Aus- und Neubau von Netz, Bahnhöfen und Energieanlagen. |
430 Eisenbahnunternehmen sind auf dem Schienennetz der DB unterwegs. |
Seit 2010 wurden insgesamt 14.000 Streckenkilometer saniert, das ist fast die Hälfte des Netzes. |
Die DB betreibt 5.700 Bahnhöfe, an denen über 400.000 mal pro Tag ein Zug an einem Bahnsteig hält und die jeden Tag 20 Millionen Menschen besuchen. |
Modernisierung des bestehenden Schienennetzes
Überwiegend flossen die Investitionen seit der Bahnreform in Erhalt und Modernisierung von Gleisen, Weichen, Technik, Brücken, Bahnhöfen und Energieanlagen. Seit 2009 hat das Thema Bestandsnetzerneuerung mit der Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung (LuFV) zwischen Bahn und Bund noch einmal zusätzliche Dynamik sowie eine für die Planungen dringend notwendige finanzielle Kontinuität erhalten.
Allein im Jahr 2018 flossen rund 5,5 Milliarden Euro in die Erneuerung von rund 1.600 Kilometer Gleisen, über 1.700 Weichen und fast 2.500 Anlagen der Leit- und Sicherungstechnik. Derzeit läuft noch bis 2019 die LuFV II; eine Anschlussvereinbarung ist bereits in Vorbereitung. Dem Investitionsrückstau rückt das Unternehmen so immer mehr zu Leibe.
Vorausschauende Instandhaltung
Die Bahn arbeitet weiter an der Reduzierung von Störungen im Netz; unter anderem durch Sensortechnik für die vorausschauende Instandhaltung an ihren Weichen. Mittlerweile mehr als die Hälfte der für den Betrieb besonders wichtigen Weichen – bis heute 23.500 – wurden bereits damit ausgestattet.
Zugleich schafft die DB mehr Kapazität auf der Schiene. Vor allem in den Bahnknoten, oftmals die Nadelöhre im Netz. Im Jahr 2018 waren über 40 Großprojekte geplant bzw. im Bau, 19 gingen in Betrieb. Insgesamt flossen 2018 rund 2,6 Milliarden Euro in Neu- und Ausbaumaßnahmen.
Bahnhöfe als Mobilitätsdrehscheiben
Zwischen 2008 und 2011 wird knapp die Hälfte aller Bahnhöfe modernisiert.
Es wird auch neu gebaut. Dazu zählen unter anderem die Bahnhofsneubauten Berlin Hbf, Münster Hbf oder Hannover Messe/Laatzen. Pro Tag kommen heute über 20 Millionen Menschen an Bahnhöfen an, reisen von dort ab oder kaufen ein. Kundeninformation, Service, Sauberkeit und Sicherheit sind wichtige Bausteine für die Zufriedenheit der Reisenden an Bahnhöfen. Seit 2013 können Fahrgäste eine halbe Stunde kostenlos im Internet surfen. Bahnhöfe sind moderne Mobilitätsdrehscheiben und bieten künftig zudem innovative Konzepte wie Coworking, Smart Locker etc.
Schnellfahrstrecken gestern, heute und morgen
Vor fast 30 Jahren, im Frühjahr 1991, gingen die ersten Schnellfahrstrecken im Netz der DB in Betrieb und sind bis heute entscheidender Bestandteil der Infrastruktur. Sie sind aus dem Streckennetz nicht mehr wegzudenken. Zwischen
Hannover und Würzburg sowie Mannheim und Stuttgart startete mit den ersten ICE-Zügen die Hochgeschwindigkeits-Ära der DB. Eine völlig neue Qualität des Bahnfahrens begann. Allein zwischen Hannover und Würzburg sind in fast 30 Jahren Betrieb rund 420 Millionen Fahrgäste im Fernverkehr unterwegs gewesen.
In den Jahren seit der Bahnreform gingen die Schnellfahrstrecken zwischen Berlin und Hannover sowie Berlin und Hamburg, zwischen Köln und Frankfurt, zwischen Nürnberg und Ingolstadt und zwischen Halle/Leipzig, Erfurt und Nürnberg in Betrieb.
Fit für die Zukunft
Nach fast 30 Jahren Dauerbetrieb startet nun eine Frischekur, damit auch für kommende Generationen die Erfolgsgeschichte Hochgeschwindigkeitsverkehr in Deutschland fortgeschrieben wird.
Bei der gegebenen Größenordnung ist eine Sanierung der Infrastruktur nicht von heute auf morgen zu erledigen. Die DB wird von 2019 bis 2023 mit mehreren Streckensperrungen zunächst zwei Hochgeschwindigkeitsverbindungen auf Vordermann bringt.
Mehr Kapazität für die Schiene
Digitale Schiene Deutschland
Die Deutsche Bahn will mit der Digitalisierung des gesamten Schienennetzes die Kapazitäten für den Zugverkehr um bis zu 20 Prozent erhöhen und damit tausende zusätzliche Züge am Tag ermöglichen. Kern ist der Ausbau der neuen funkgesteuerten Signaltechnik ETCS (European Train Control System) und die Einführung digitaler Stellwerke. Eine Machbarkeitsstudie des Bundes soll technische Umsetzbarkeit, Zeitplan, Finanzierung sowie volkswirtschaftliche Nutzen der ETCS-Technik aufzeigen.