Grün durch die Ballungsräume

Grün durch die Ballungsräume

Die S-Bahnen bewegen täglich Millionen Menschen und sind das Herzstück im umwelt- und klimafreundlichen ÖPNV • Mit umfangreichen Modernisierungs- und Qualitätsprogrammen machen sie sich fit für die Zukunft, steigende Nachfrage und ihre Schlüsselrolle bei der Mobilitätswende

Artikel: Grün durch die Ballungsräume

Die S-Bahnen bewegen täglich Millionen Menschen und sind das Herzstück im umwelt- und klimafreundlichen ÖPNV • Mit umfangreichen Modernisierungs- und Qualitätsprogrammen machen sie sich fit für die Zukunft, steigende Nachfrage und ihre Schlüsselrolle bei der Mobilitätswende

Sie sind groß, sie sind grün und sie sind immer in Bewegung: Die S-Bahnen in Deutschland bilden das Herzstück der Mobilität in den großen Ballungsräumen. Allein die fünf großen Metropolen-S-Bahnen der Deutschen Bahn – Berlin, München, Hamburg, Stuttgart und Rhein-Main – hatten bis zu Beginn der Pandemie jährlich 1,3 Milliarden Fahrgäste. Das ist mehr als die Hälfte aller Reisenden im Nah- und Fernverkehr der Deutschen Bahn. Rund um die Uhr halten die S-Bahnen ganze Großstädte und Regionen in Schwung.

Damit ihr Angebot für die stetig wachsende Zahl an Fahrgästen immer komfortabler wird, setzen alle S-Bahnen verschiedene Qualitäts- und Modernisierungsprogramme um. Neue Fahrzeuge, WLAN, zusätzliche Gleise oder bessere Informationen für die Reisenden – bei jeder S-Bahn wird intensiv daran gearbeitet, das jeweilige System fit für die die Zukunft zu machen. Schließlich spielt ein leistungsstarker, attraktiver öffentlicher Personennah-verkehr (ÖPNV) eine Schlüsselrolle auf dem Weg zur Mobilitätswende und für den Klimaschutz. Kein motorisiertes Verkehrsmittel ist heute so klimafreundlich wie die Schiene. Sie stößt im Vergleich zu Auto, Flugzeug, Fernbus und LKW die mit Abstand geringsten spezifischen Treibhausgasemissionen aus. Die S-Bahnen integrieren auch neue Mobilitätsformen und digitale Services in ihr Angebot, um noch mehr Menschen davon zu überzeugen, ihr privates Auto stehen zu lassen. Innovative On-Demand-Shuttles, integriertes Bike- und Carsharing sowie Apps für Ride-Pooling schaffen eine neue Art öffentlicher Mobilität – eng verknüpft mit der S-Bahn ergänzen sie den bestehenden Nahverkehr und schaffen ein klimafreundliches, flexibles Angebot von „Tür zu Tür“.

Aufgrund ihrer wachsenden Beliebtheit und steigender Fahrgastzahlen kommen die S-Bahn-Systeme, die meist in den 1970er-Jahren entstanden sind, allerdings an ihre Kapazitätsgrenzen. Zum Beispiel München: Gebaut für die Olympischen Spiele 1972 und täglich 250.000 Fahrgäste, sind hier heute bis zu 840.000 Menschen unterwegs. Um mit diesem Wachstum mitzuhalten, setzen die S-Bahnen auf zusätzliche neue Infrastruktur. In Frankfurt und dem Rhein-Main-Gebiet werden derzeit an vielen Stellen neue Gleise gebaut oder geplant. In München wird gar die gesamte Stammstrecke erneuert. Und auch die verkehrspolitischen Beschlüsse, Stuttgart als ersten digitalisierten Bahnknoten in Deutschland auszubauen, machen weitere Angebotsausweitungen bei der S-Bahn möglich.

Die fünf großen Metropolen-S-Bahnen sind tief mit ihrer jeweiligen Region verwurzelt und haben alle ihre eigenen Besonderheiten. Sie haben aber noch viel mehr gemein: Als Rückgrat des Verkehrs in ihrer Region absolvieren sie dicht getaktete Fahrpläne und sind mit den kommunalen Verkehrsgesellschaften mit ihren U-Bahnen, Straßenbahnen, Busunternehmen und neuen Mobilitätsangeboten eng vernetzt. Mit Milliarden von Fahrgästen, Millionen Halten und Trassenkilometern und Tausenden Mitarbeitenden liefern sie in Summe beeindruckende Zahlen.

S-Bahn Berlin – Schlagader der Hauptstadt

Wie in allen Metropolen wächst auch in Berlin die Bevölkerung und damit die Herausforderung an den öffentlichen Nahverkehr. Die Berliner S-Bahn beförderte bis zum Beginn der Corona-Pandemie an jedem Werktag bis zu 1,5 Millionen Fahrgäste – ein Anstieg um mehr als zehn Prozent innerhalb von nur fünf Jahren. Um diese vielen Menschen täglich von A nach B zu fahren, setzt die S-Bahn auf mehr und modernere Züge. Ein wichtiger Meilenstein wurde am 1. Januar 2021 erreicht: Die ersten zehn Fahrzeuge der neuen Baureihe 483/484 haben pünktlich ihren Dienst aufgenommen und fahren seitdem auf der S47 (Spindlersfeld - Hermannstraße) im Fahrgastprobebetrieb. Die ersten Serienfahrzeuge werden im Sommer vom Hersteller-Konsortium Stadler/Siemens ausgeliefert. Insgesamt sind 106 Züge bestellt. Darüber hinaus saniert die S-Bahn Berlin den Großteil der bestehenden Flotte, die Baureihe 481, für insgesamt 250 Millionen Euro: neuer Lack, neue Fußböden, Videoüberwachung in allen Wagen und neue Technik, damit die Fahrzeuge für wenigstens weitere zehn Jahre zuverlässig unterwegs sind. Insgesamt können sich Berliner:innen, Brandenburger:innen und Gäste der Hauptstadt also auf mehr Platz und Komfort freuen.

Die S-Bahn Berlin kann außerdem ihre „Qualitätsoffensive S-Bahn PLUS“ mit mehr als 200 Bausteinen als Erfolg verbuchen: Sie ist bereits pünktlicher und zuverlässiger geworden. Das Maßnahmenpaket umfasst neben zusätzlichen Triebfahrzeugführern u.a. auch Verbesserungen bei der Instandhaltung und attraktiveren Bahnhöfen sowie den Ausbau der Energieversorgung. Die DB setzt für das Programm gut 30 Millionen Euro ein – zusätzlich zur Beschaffung der neuen Fahrzeuge und der Modernisierung der Bestandsbaureihen in Höhe von insgesamt 1,15 Milliarden Euro.

Die S-Bahn Berlin verbessert ihr Angebot aber nicht nur mit leistungsstarken Fahrzeugen, sondern auch mit digitalen Services, die über die Schiene hinausgehen: Die App „S-Bahn Berlin Connect“ verknüpft öffentlichen Nahverkehr und Sharing-Dienste. Sie zeigt den Fahrgästen neben der schnellsten Verbindung mit Bus und Bahn auch Alternativen von Sharing-Anbietern. Dazu gehören zum Beispiel Car-Sharing von SHARE NOW und SIXT share, E-Scooter-Sharing von Voi, Fahrrad-Sharing von Call a Bike und Roller-Sharing von emmy. In einer App bündelt die S-Bahn für ihre Fahrgäste damit Ticketshop, Sharing-Angebote und Push-Nachrichten, beispielsweise zu Verspätungen oder Bauarbeiten.

Steckbrief S-Bahn Berlin

Fahrgäste:

485 Millionen pro Jahr, 1,5 Millionen pro Tag (Stand 2019)

Haltestellen:

168

Streckennetz: 

340 Kilometer

Mitarbeitende:

2.875

Fahrzeuge:

665

Trassenkilometer:

32 Millionen pro Jahr

S-Bahn Hamburg – Ahoi Deutschlandpremiere

Neue Züge (Baureihe 490), ein Modernisierungsprogramm für die aktuellen Fahrzeuge und der Ausbau der Werkstätten - in Hamburg investiert die S-Bahn mit dem neuen Verkehrsvertrag seit 2018 mehr als 500 Millionen Euro. Das Verkehrsangebot wurde ebenfalls seit 2018 jedes Jahr ausgeweitet, mit längeren Betriebszeiten und Zügen und kürzeren Taktzeiten. Denn auch in der Hansestadt gilt: Die Zahl der Fahrgäste wuchs bis zuletzt rasant - auf eine Dreiviertelmillion pro Werktag. Für die nächsten Ausbauprojekte im Umland hat die Stadt zuletzt für weitere 400 Millionen Euro noch einmal 64 S-Bahnen bestellt.

Für den Neubau von Bahnstrecken im Stadtzentrum fehlt jedoch schlicht der Platz. Gefragt sind deshalb intelligente Lösungen. Gemeinsam mit der Stadt Hamburg und der Siemens AG geht der DB-Konzern nun neue Wege. Im Pilotprojekt „Digitale S-Bahn Hamburg“ beginnt auf der Linie S 21 zum ITS- 2021 ein hochautomatisierter Betrieb mit Fahrgästen an Bord – eine Deutschlandpremiere. Die vorgesehenen vier S-Bahnen und die Strecke sind bereits ausgerüstet. Aktuell laufen die Testfahrten auf dem Abschnitt.

Technische Basis auf dem 23 Kilometer langen Streckenabschnitt ist der künftige europäische Standard ATO (Automatic Train Operation) über das funkbasierte europäische Zugsicherungssystem ETCS Level 2 (European Train Control System). ETCS setzt am Kern des Problems an, nämlich an der Streckenkapazität. Möglich ist damit ein Plus von bis zu 20 Prozent, ohne einen einzigen Meter zusätzliche Gleise.

Und die S-Bahn Hamburg gibt nicht nur auf der Schiene Gas, sondern geht auch im Vertrieb neue Wege: Gemeinsam mit anderen Nahverkehrsunternehmen im Hamburger Verkehrsverbund bietet sie beispielsweise eine Mobilitätsbudget-Lösung für Unternehmen. Firmen können ihren Mitarbeitenden mittels App ein digitales Mobilitätsbudget für geschäftliche und private Mobilität zur Verfügung stellen. Die Beschäftigten setzen dieses Budget dann individuell ein – vom ÖPNV über Fernverkehr und StadtRad bis hin zu Sharing-Diensten. Die App nutzt dafür die Technologie von Bonvoyo, dem Mobilitätsbudget der DB. .

Steckbrief S-Bahn Hamburg

Fahrgäste:

280 Millionen pro Jahr, 750.000 pro Tag

Haltestellen:

69

Streckennetz: 

147 Kilometer

Mitarbeitende:

1.400

Fahrzeuge:

194

Trassenkilometer:

knapp 14 Millionen pro Jahr

S-Bahn Stuttgart – Integriert im digitalen Knoten Stuttgart

Die S-Bahn ist das Rückgrat des Schienenpersonennahverkehrs der Metropolregion am mittleren Neckar ist. Seit über 40 Jahren nutzen immer mehr Menschen die S-Bahn. Auf der Fahrt zur Arbeit oder zur Schule und immer mehr auch in der Freizeit. Allein in den letzten rund zehn Jahren ist das Fahrgastaufkommen um 30 Prozent gestiegen. 2019 wurde mit knapp 133 Millionen Fahrgästen im Jahr die bisherige Rekordmarke erzielt.

Darauf haben der Aufgabenträger Verband Region Stuttgart und die S-Bahn Stuttgart reagiert. Montags bis freitags fahren die S-Bahnen ganztags durchgängig im 15-Minuten-Takt. Das ergibt 940 Zugfahrten am Tag. Damit macht die starke Schiene aber nicht halt. Die Beschlüsse der Politik, Stuttgart – im Zusammenhang mit Stuttgart 21 – als ersten digitalisierten Bahnknoten in Deutschland auszubauen, machen weitere Angebotsausweitungen möglich. Dafür sorgen auf der Stammstrecke und in angrenzenden Bereichen das European Train Control System (ETCS) Level 2 als neue Leit- und Sicherungstechnik sowie die weitere technische Ausstattung für teilautomatisiertes Fahren. Das wird die S-Bahn-Stammstrecke 20 Prozent leistungsfähiger machen.

Für ein besseres Angebot investiert die Region unter anderem in 58 neue Fahrzeuge des Typs 430. Dann ist eine Flotte von 215 Fahrzeugen auf den Strecken in der Region unterwegs, 155 der Baureihe 430 und 60 der Baureihe 423. Passend dazu gibt es ein Redesign, in dessen Rahmen die S-Bahnen unter anderem ein neues Aussehen erhalten. Dabei fungiert die neue Außenlackierung als Leitsystem. Die Fahrgäste werden durch Farbe und Piktogramme bewusst zu dem von ihnen gesuchten Bereich gelenkt. Mit der Frischzellenkur wird sich auch der Komfort für die Fahrgäste weiter verbessern. Mit mehr Platz für Kinderwagen, Rollstühle oder Fahrräder, Steckdosen zum Laden von Smartphones oder Tablets und Deckengondeln mit großen Monitoren für die Fahrgastinformation.

Apropos digitale Services: Mit ihrer Stuttgart Mobility App bietet die S-Bahn Stuttgart als erste S-Bahn ein integriertes Routing für die Auto- und Zugfahrt an. Die App zeigt auch freie Parkplätze – vorrangig Park+Ride. Damit ist sie im gesamten Ballungsraum das ideale Angebot an alle Pendler:innen, die ohne Stau an ihr Ziel kommen wollen. Künftig soll die Mobility Stuttgart App auch On-Demand-Shuttles anbieten, die Fahrgäste auf Abruf und ohne festen Fahrplan von A nach B bringen. Gemeinsam mit Smart City, Mobimeo, ioki und DB Connect will die S-Bahn Stuttgart ab Mitte 2021 zwei bis drei Bahnhöfe in der Region Stuttgart zu Mobilitätsdrehscheiben ausbauen. Fahrgäste können dann dank des integrierten Angebots noch schneller und einfacher im ÖPNV unterwegs sein.

Steckbrief S-Bahn Stuttgart

Fahrgäste:

knapp 133 Millionen pro Jahr, 435.000 pro Tag

Haltestellen:

83

Streckennetz: 

215 Kilometer

Mitarbeitende:

rund 700

Fahrzeuge:

157 (neu: 215; Auslieferung von 58 Neufahrzeugen ab Ende 2021)

Trassenkilometer:

über 12 Millionen pro Jahr

S-Bahn München – Erfolgreiches Qualitätsprogramm

Die S-Bahn München arbeitet seit 2018 im Aktionsprogramm „Zukunft S-Bahn München“ um. gemeinsam mit DB Station&Service und DB Netz daran, Qualität und Zuverlässigkeit spürbar zu verbessern. Von der Live-Map mit aktuellen Zugpositionen, über die Einzäunung der Stammstreckengleise bis hin zur Modernisierung der Tunnelstationen wurde dabei vieles angepackt.

Eine Zwischenbilanz nach drei Jahren zeugt von Erfolgen des Programms: So hat sich 2020 die Pünktlichkeit der S-Bahn im Vergleich zum Vorjahr um 1,6 Prozentpunkte verbessert und auch die Kundenzufriedenheit ist spürbar gestiegen. Die positiven Entwicklungen sollen weiter fortgeschrieben werden. Ein Schwerpunkt in diesem Jahr ist die Fahrgastinformation. Seit dem Frühjahr werden Reisende bei größeren Störungen deutschlandweit erstmalig über Infodisplays in den Zügen in Echtzeit mit digitalen Liniennetzkarten über Auswirkungen und alternative Fahrtmöglichkeiten informiert. Gesteuert werden die Inhalte von den Kundeninformationsmanager:innen der S-Bahn, die seit dem Frühjahr nun auch rund um die Uhr im Einsatz sind. Mit Hilfe moderner Sensortechnik und künstlicher Intelligenz werden außerdem Zuglängen automatisch erfasst und Fahrzeitprognosen verlässlicher berechnet. Im Fokus stehen auch die Abfertigung mit digitaler Videotechnik, zusätzliche Abstellplätze für Fahrräder an den Stationen und wetterfeste Technik entlang der Gleise.

Ein Highlight ist der Abschluss eines Fahrzeug-Modernisierungsprojektes der Superlative, das die S-Bahn München und die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) gemeinsam durchführen. Im Jahresverlauf wird das 238. modernisierte Fahrzeug der Baureihe ET 423 aufs Gleis gesetzt. Moderne Fahrgastinformation, mehr Platz und tageszeitabhängige Beleuchtung sind nur einige der Vorteile, die die rundum modernisierten Fahrzeuge für die Fahrgäste der Münchner S-Bahn bereithalten.

Steckbrief S-Bahn München

Fahrgäste:

280 Millionen pro Jahr, 840.000 pro Tag

Haltestellen:

150

Streckennetz:

434 Kilometer

Mitarbeitende:

1.500

Fahrzeuge:

274

Trassenkilometer: 

knapp 21 Millionen pro Jahr

S-Bahn Rhein-Main – täglich einmal um die Erde

Das Bahnsystem der S-Bahn Rhein-Main umfasst heute 300 Kilometer Streckennetz, auf dem neun Linien fast rund um die Uhr unterwegs sind. Im Netz-Zentrum steht Frankfurt am Main, von dort wird das gesamte Rhein-Main-Gebiet mit Orten wie Wiesbaden, Friedberg, Offenbach, Hanau, Darmstadt oder Mainz erreicht. Pro Tag nutzen rund 540.000 Fahrgäste die S-Bahn. Alle S-Bahnzüge zusammen fahren täglich über 43.000 Kilometer: Das sind 3.000 mehr als eine Erdumrundung.

Auch bei der S-Bahn Rhein-Main arbeiten die Experten gemeinsam mit dem Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) als Aufgabenträger intensiv an einer besseren Pünktlichkeit und mehr Service für die Kunden.

Ziel ist es, die S-Bahn als klimafreundliches Transportmittel zu stärken und für die steigende Zahl an Reisenden attraktiv zu machen. So wurden in den letzten Jahren hunderte neue Lokführer:innen eingestellt und neue Fahrzeuge beschafft. In jeder S-Bahn im Rhein-Main-Gebiet hat der Fahrgast seit Herbst 2019 kostenloses WLAN.

In den letzten Jahren wurde die Technik im S-Bahn-Tunnel komplett erneuert und damit stabiler und leistungsfähiger gemacht. Der Ausbau des S-Bahn-Netzes geht ebenfalls voran. Die neue S-Bahn-Station Gateway Gardens am Frankfurter Flughafen ist Ende 2019 in Betrieb genommen worden. Der Bau von eigenen Gleisen für die S6 zwischen Frankfurt am Main West und Bad Vilbel ist im vollen Gange. Als nächster großer Ausbauschritt steht der Bau der Nordmainischen S-Bahn von Hanau bis nach Frankfurt an. Hierbei handelt es sich um nur einige Infrastrukturprojekten des Programms Frankfurt Rhein-Main plus, mit denen der Bund, das Land Hessen, die Stadt Frankfurt am Main, die DB AG und der Rhein-Main-Verkehrsverbund die Schiene in Hessen fit für die Zukunft machen.

Innovative Wege gehen der RMV und die DB-Tochter ioki auch, um den Fahrgästen im Rhein-Main-Gebiet ein attraktives Angebot für die „erste und letzte Meile“ zu machen, beispielsweise von der Haustür bis zur S-Bahn-Station. Seit 2021 fahren On-Demand-Shuttles im Verbundgebiet, die Reisende auf Abruf und auf flexiblen Routen ans Ziel bringen. Die elektro- oder wasserstoffbetriebenen Fahrzeuge sind per App buchbar. Bis zu 1,8 Millionen Menschen im Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main sollen langfristig von diesem klimafreundlichen Verkehrsprojekt profitieren.

Steckbrief S-Bahn Rhein-Main

Fahrgäste:

150 Millionen pro Jahr, 540.000 pro Tag

Haltestellen

111

Streckennetz:

300 Kilometer

Mitarbeitende:

800

Fahrzeuge:

205

Trassenkilometer:

knapp 16 Millionen pro Jahr


Drei Fragen an Dr. Jörg Sandvoß, Vorstandsvorsitzender DB Regio AG

Jörg Sandvoß, Vorstandsvorsitzender DB Regio AG

In der Pandemie heißt es für viele: Zuhause bleiben. Verlieren öffentliche Verkehre und damit auch die fünf Metropolen-S-Bahnen dauerhaft an Bedeutung?

Dr. Jörg Sandvoß: „Ganz klar: Die Coronakrise hat uns alle strapaziert und hält uns weiter in Atem. Die Politik und unsere Besteller haben aber richtigerweise unterstrichen, wie systemrelevant öffentlicher Nahverkehr ist und in Zukunft sein wird. Denn klar ist auch: Die große Aufgabe unserer Zeit bleibt der Klimawandel. Und diese Aufgabe hat Corona nicht gelöst. Die Erwartungen an den öffentlichen Verkehr sind gewaltig. An der Schiene führt bei Klimaschutz und Mobilitätswende kein Weg vorbei – kein Verkehrsmittel ist so klimafreundlich wie wir. Aber darauf dürfen wir uns nicht ausruhen. Stattdessen wollen wir als grüner Verkehrsträger neue Maßstäbe setzen.“

Was unternehmen Sie konkret, um die S-Bahnen fit für die Zukunft zu machen?

„Da will ich drei Punkte nennen: Zum einen gibt es in allen unseren Metropol-S-Bahnen Qualitätsoffensiven und Infrastrukturprogramme oder beides. Und die zeigen Wirkung: Unsere Pünktlichkeit ist insgesamt deutlich gestiegen – und das nicht nur, weil während der Pandemie weniger Fahrgäste unterwegs waren, sondern auch, weil unsere verbesserten Abläufe wirken, zum Beispiel bei der Bereitstellung. Gleichzeitig haben wir gezeigt, wie verlässlich wir sind. Wir haben in der Pandemie in enger Abstimmung mit den Bundesländern und Bestellern weitgehend den vollen Fahrplan bedient.  Wir haben auch in kritischen Zeiten diejenigen zuverlässig an ihr Ziel gebracht, die das Leben am Laufen gehalten haben – vom Feuerwehrmann bis zur Krankenschwester. Auch das zeigt: Wir sind das Rückgrat der Mobilität in den Ballungszentren.

Zweitens: Zukunft heißt für uns Klimaschutz. Deshalb haben wir weiter auf Rekordniveau investiert, modernisiert und digitalisiert. So reduzieren wir die CO2-Emissionen im Verkehrssektor ganz wesentlich und treiben die Mobilitätswende voran. Jeder Kilometer im eigenen Auto produziert rund dreimal so viel CO2 wie die Fahrt im öffentlichen Nahverkehr. Der Umstieg auf die S-Bahn ist deshalb ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz. Der Fortschritt hängt hier jedoch auch von der ganzen Branche ab. Alle Initiativen und Innovationen zum Klimaschutz entfalten nur dann Wirkung, wenn die Aufgabenträger sie für sich nutzen. Hierfür werben wir unermüdlich. Ebenso wichtig ist es, die öffentlichen Verkehrssysteme konsequent auszubauen.

Drittens: Wir denken unsere Angebote als Mobilitätsdienstleister neu und vernetzen uns mit anderen Verkehrsträgern. So lässt sich der ÖPNV attraktiver und noch wettbewerbsfähiger zu unserem großen Konkurrenten, dem Auto, machen. In Hamburg sind wir beispielsweise mit On-Demand-Shuttles der DB-Tochter ioki erfolgreich unterwegs, und zwar überall dort, wo sie das bestehende Bus- und Bahnangebot sinnvoll ergänzen. Es muss keiner mehr in seinen eigenen Pkw steigen, sondern kann das umweltfreundliche Shuttle nutzen. Auch die App ‚S-Bahn Berlin Connect‘ verknüpft ÖPNV und Sharing-Dienste. Sie zeigt den Fahrgästen nicht nur die schnellste Verbindung mit Bus und Bahn an, sondern auch Alternativen von Sharing-Anbietern.“

Welchen Stellenwert haben die S-Bahnen im DB-Konzern?

„Die fünf großen S-Bahnen in Hamburg, Berlin, Rhein-Main, Stuttgart und München sind für DB Regio von zentraler Bedeutung, auch wirtschaftlich. Bei den Themen Image und öffentliche Wahrnehmung spielen sie eine wichtige Rolle. Sie beeinflussen die Kundenzufriedenheit von DB Regio zu rund 60 Prozent. Unsere S-Bahnen sind in dichtem Takt unterwegs und können trotz kurzer Distanzen zwischen den Haltestellen eine hohe Geschwindigkeit erreichen. Sie sind das Rückgrat von Mobilität im urbanen Raum.

Hinzu kommt, dass im Jahr 2050 über 80 Prozent der deutschen Bevölkerung in Ballungsräumen leben werden, in denen die Verkehrssituation heute schon angespannt ist. Insbesondere dort werden neue, innovative Lösungen benötigt. Unser ‚Ideenzug‘ beschäftigt sich daher intensiv mit der Fragestellung der Kapazitätssteigerung für die Metropolverkehre der Zukunft. Modularität wie beispielsweise mehr Platz für unsere Fahrgäste während der Hauptverkehrszeit und mehr Fahrradtransportfläche an Wochenenden sowie Flexibilität und komfortables Ambiente stehen im Fokus. Bis solche Ideen in der Branche Realität werden, investieren wir massiv in die Modernisierung unserer Flotten. Bis 2025 sind rund zwei Milliarden Euro Investitionen in die S-Bahn Flotten geplant, seien es Neubeschaffungen oder Umgestaltung des Designs.“

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