Die schnelle Einsatztruppe bei der S-Bahn Hamburg

Artikel: Die schnelle Einsatztruppe bei der S-Bahn Hamburg

Gibt es eine Störungsmeldung an einem Fahrzeug der S-Bahn Hamburg ist Schnelligkeit gefragt – und eines der zwei Viererteams der mobilen Instandhaltung. Dazu gehören Norman Bäricke, Jesper Lemke, Fatih Calik und Dmytro Vasyuk. Zu viert gehen sie durch Tag und Nacht.

Die zwei Teams der mobilen Instandhaltung teilen sich die Tag- und Nachtschicht auf. So ist gewährleistet, dass Störungen an den S-Bahnen rund um die Uhr durch helfende Hände behoben werden. „Wir bedienen das komplette Hamburger Netz. Teilweise fahren wir 250 Kilometer an einem Tag“, sagt Dmytro Vasyuk. Er ist von der ersten Stunde an in der mobilen Instandhaltung dabei. Mit einem der zwei Kleintransporter fährt das Team jeweils zu zweit zu den Einsatzstellen. Draußen findet der Großteil ihrer Arbeit statt.  

Bei einem Einsatz arbeiten sie Hand in Hand, jeder weiß, was er zu tun hat. Auf keinen Fall fehlen sollten dabei Zange, Schraubendreher und der Service-Laptop. „Mittlerweile geht schon sehr viel über den Laptop“, sagt Jesper Lemke. Der hilft dem Team nämlich dabei, vor Ort schnell die Fehler zu erkennen.

Jesper und Norman bereiten den Ein- und Ausbau eines Zugfunks vor.

Was ist eigentlich "mobile Instandhaltung"?

Für die Instandhaltung von Schienenfahrzeugen außerhalb von Werken oder Servicestellen, hat sich der Begriff der “mobilen Instandhaltung” durchgesetzt. Um die Werkstätten zu entlasten, aber auch für eine zeitnahe Störungsbeseitigung und Fehlerbehebung an Fahrzeugen der S-Bahn Hamburg sind die Teams mittlerweile unabkömmlich.

„Das Besondere an diesem Job ist: Man hat die Chance an außergewöhnlichen Situationen mitzuarbeiten“, sagt Jesper. Damit das Team mit den verschiedenen Herausforderungen in ihren Schichten umgehen kann, werden die einzelnen Teammitglieder regelmäßig geschult. „Wir sind bisher ein kleines Team, daher sollte jeder alles können und mit allen Anlagen und Komponenten wie Bremsrechner, Zugfunk, Antriebssystem und Klimaanlagen schon mal gearbeitet haben“, sagt Jesper.  

„In der mobilen Instandhaltung hat man viel Verantwortung“, sagt Norman. „Wir sind zum Beispiel auch dazu berechtigt, in der Werkstatt Züge freizugeben und müssten auch Draußen entscheiden, ob ein Zug weiterfahren kann oder nicht.“

Jeder Tag bietet etwas Neues 

„Start- und Endpunkt einer jeden Schicht ist immer das Werk Stellingen“, sagt Norman. „Hier erhalten wir vom Instandhaltungskoordinator die Infos, wo es während unserer Schicht was zu erledigen gibt.“

Falls Fehlermeldungen nicht direkt vor Ort behoben werden können – weil zum Beispiel eine Hebebühne benötigt wird – kommen die Züge ins Werk. Das ist ausgestattet mit vier Gleisen und je zwei Stellplätzen. Die Kolleg:innen können hier von drei Ebenen aus an den Zügen arbeiten: unter, neben und oberhalb des Zuges. Letzterer, der Dacharbeitsstand, wird vor allem für die Arbeiten an der neuen Baureihe 490 gebraucht. Elektrische Triebzüge, die speziell im Hamburger S-Bahn-Netz zum Einsatz kommen.

Dmytro und Fatih beim Auslesen des Zuges.

Herausforderungen und Highlights

Ihre Highlights waren zeitgleich auch die größten Herausforderungen. Dazu zählt beispielsweise ein Einsatz im Februar 2022, als das Orkantief „Zeynep“ über Deutschland und auch Hamburg wehte. 

„Da sind wir nach Horneburg gefahren. Ein Ast lag auf dem Stromabnehmer einer S-Bahn – dieser hat sich dadurch überstreckt“, berichtet Jesper. „Mit einem Hilfszug von DB Netz konnten wir den Zug überführen, dessen Batterie nicht mehr geladen war.“ An dem Abend waren sie zu dritt unterwegs: Dmytro, Jesper und Norman. „Gemeinsam mit dem Notfallmanager konnten wir alles regeln“, sagt Norman. „Von Meldung bis Überführung nach Neugraben hat das Ganze sechs Stunden gedauert."

S-Bahn 2030: mobile Instandhaltung soll größer werden

Doch nicht nur der abwechslungsreiche und oft herausfordernde Arbeitsalltag macht diesen Job besonders: Die mobile Instandhaltung gibt es erst seit 2019. Und angesichts seines riesigen Aufgabenfeldes ist der Bereich extrem klein. Das soll sich jedoch ändern: Im Rahmen des Projekts „S-Bahn 2030“ wird die mobile Instandhaltung weiter wachsen – und damit auch ihre Bedeutung.

Die Crew

Fatih Calik ist seit 2016 bei der S-Bahn Hamburg. Er startete mit einer Ausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik. Danach ging es für ihn als jüngstes Mitglied direkt in die mobile Instandhaltung nach Stellingen. Nebenberuflich absolviert Fatih eine Ausbildung als Meister.

Dmytro Vasyuk ist ausgebildeter Mechatroniker. Er arbeitet seit 2012 bei der S-Bahn Hamburg. Von der Elbgaustraße wechselte er als einer der Ersten in das Team der mobilen Instandhaltung. 

Jesper Lemke ist bereits seit 2009 bei der S-Bahn Hamburg. Seine Ausbildung zum Mechatroniker machte er in Ohlsdorf. Danach folgte ein Wechsel in den Nachtexpress. Weiter ging es für ihn in die Wechselschicht im Werk Elbgaustraße und in Stellingen. Seit Juli 2021 ist Jesper in der mobilen Instandhaltung – und somit das „neuste“ Mitglied im Viererteam.

Norman Bäricke startete seine S-Bahn-Karriere bei unseren Kolleg:innen in Berlin. Dort absolvierte er die Ausbildung zum Mechatroniker. Danach war er direkt in Hamburg zwei Jahre in der Wechselschicht tätig, bevor es für eine Weile in die Dauernacht in Ohlsdorf ging. Seit 2019 arbeitet er als einer des Kernteams in der mobilen Instandhaltung.