FZI Wittenberge: Leidenschaft fürs Handwerk

Artikel: FZI Wittenberge: Leidenschaft fürs Handwerk

Heute werfen wir einen Blick in die Polsterei der Fahrzeuginstandhaltung in Wittenberge. Hier wird nicht nur altes wieder neu, es entstehen auch ganz besondere Accessoires.

Ein Besuch im Werk Wittenberge der DB Fahrzeuginstandhaltung ist ein ständiger Aha-Moment. Hier werden unter anderem ganze Zugflotten fit gemacht, zum Beispiel Doppelstockzüge für das Netz Elbe-Spree. Als prominentester Besucher war sogar schon der Orientexpress in der Stadt, die auf halber Strecke zwischen Berlin und Hamburg liegt, zu Gast. Doch neben der Arbeit an den Stars der Schiene, sind hier auf 223.421 Quadratmetern viele Gewerke untergebracht, die ganz individuelle Aufträge erfüllen: WC-Werkstatt, 3D-Druck, Laminierung, Kleinteilfarbgebung, Polsterei – um nur einige zu nennen. Eins davon schauen wir uns heute genauer an. Unter der engagierten Teamleitung von Ulf Lüskow, zuständig für die Produktionseinheit Sonstige Komponenten, ist bei den Gewerken einiges in Bewegung.

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Für jeden Sitz den richtigen Stoff

Die Sitzgelegenheiten im Zug fallen den meisten Reisenden erst dann auf, wenn sie kaputt oder verschmutzt sind. Häufig werden sie dann durch neue ersetzt. Oder in der Wittenberger Polsterei seit über 100 Jahren aufgearbeitet. Hier nähten die Mitarbeitenden sogar zur Elbe-Flut 2002 Sandsäcke, um das Werk erfolgreich vor dem Hochwasser zu schützen. Und als während der Corona-Pandemie Masken knapp wurden, setzten sich die Kolleg:innen an die Maschinen und fertigten das kostbare Gut im Akkord.

„Wir können hier auf 80 Stoffmodelle zugreifen, außerdem sind individuelle Polster, zum Beispiel für die Modellentwicklung von neuen Sitzen möglich“, sagt Bettina Förster stolz, die bereits seit 1987 am Standort arbeitet. Inzwischen wacht sie darüber, dass bei den diversen Arbeitsschritten alles rund läuft.

Zunächst werden die sogenannten Altteile (Stoff und Schaumstoff) abgerissen. Das übriggebliebene Sitzpolstergestell wird anschließend mit frischem Schaumstoff ausgestattet, der mit neu zugeschnittenem und genähtem Stoff versehen wird. Dann geht der Sitz sicher verpackt an die Auftraggeber.

Individuell und nachhaltig

Momentan wandern jede Menge Hamburger S-Bahn-Polster durch die Werkstatt. Doch nicht immer sind die 22 Mitarbeitenden der Polsterei ausgelastet: Wir sind gerade dabei, ein zweites Standbein aufzubauen, das uns nicht nur besser auslastet, sondern gleichzeitig für mehr Nachhaltigkeit sorgt“, so Ulf Lüskow.

Gemeinsam mit seinen Mitarbeiter:innen entstand die Idee, aus alten Polstern und Bezügen Laptop- und Handy-Taschen oder andere Accessoires zu nähen und mit der Brother-Stickmaschine zu besticken. Damit sind auch individuelle Stücke, beispielsweise für das Jubiläum eines Standortes möglich. „Erste kleine Aufträge haben wir schon bearbeitet. Ich würde mir jedoch wünschen, dass noch mehr Mitarbeitende in der Bahn von unserm Projekt und den Möglichkeiten unserer Polsterwerkstatt erfahren.“ Der erste Schritt ist hiermit gemacht.