Die Grafiksammlungen

Artikel: Die Grafiksammlungen

Lange war die Eisenbahn das schnellste und bequemste Fortbewegungsmittel. Die aktive Werbung für die Bahn beginnt deshalb erst Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Sammlung von Werbeplakaten ist allerdings nur ein Teil der Grafiksammlungen des DB Museums.

Die Bahn verfügt inzwischen über eine aussagekräftige Grafiksammlung, in der sehr unterschiedliche Dinge aufbewahrt werden: Werbeplakate und Zeichnungen, aber auch Bild- und Buchfahrpläne, zahlreiche Planzeichnungen von Eisenbahnfahrzeugen aus der Zeit der Länderbahnen, Zugbildungspläne, Aushangfahrpläne und Fahrkarten. Hinzu kommen einige Druckgraphiken und Aquarelle und nicht zuletzt wertvolle Einzelsammlungen wie die des ehemaligen Leiters des königlich bayerischen Verkehrsmuseums, Regierungsdirektor Oskar Böttinger. Insgesamt umfasst die Grafiksammlung etwa eine Bestandsmenge von 70.000 Einzelstücken.

Die Sammlungen wurden nicht systematisch aufgebaut; oft war der Zufall im Spiel. Bei der Auflösung der ehemaligen Direktionsbibliotheken und –archive der Reichsbahn und der Deutschen Bundesbahn fanden sich in Buchkladden, Karten- und Planschränken die unterschiedlichsten Grafiken. Die Sichtung und Erschließung der Bestände ist noch nicht abgeschlossen. Um sie zeitgemäß zu nutzen, werden die Einzelbestände nach und nach in eine Ordnung gebracht, die den musealen und archivalischen Erfordernissen des DB Museums in Nürnberg und der Historischen Sammlung in Berlin genügt.

Ein immer wieder für Publikationen und Ausstellungen nachgefragter und gut erschlossener Kernbestand der Sammlungen sind die rund 1.500 Einzelplakate der Deutschen Bundesbahn sowie die etwa 18.000 Plakate zur internationalen Verkehrs- und Eisenbahngeschichte. Die getrennte Geschichte der Bahn in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg spiegelt sich auch in den Werbeplakaten wider. Während die Reichsbahn in der DDR ihre Angebote für den Binnenmarkt kaum bewarb, versuchte die Bundesbahn relativ früh die Aufmerksamkeit der Autofahrer auf den Zug zu lenken. Dass im Auftrag der Bundesbahn auch Werbegeschichte geschrieben wurde, ist vor allem den eingängigen Werbesprüchen zu verdanken. Slogans wie "Alle reden vom Wetter, wir nicht", werden selbst heute noch gerne zitiert.

Andere Plakate stehen für Epochenwenden in der Eisenbahngeschichte. "Unsere Loks gewöhnen sich das Rauchen ab“ – 1968 veröffentlicht als Bundesbahn-Werbeplakat, um stolz von den Erfolgen der Elektrifizierung zu künden und das umweltfreundliche Verkehrsmittel Bahn zu preisen – leitete sprichwörtlich das Ende der Dampfeisenbahnzeit ein. Auch das westeuropäische Bahnangebot "Interrail" leitete eine neue Zeit ein. Eine ganze Generation wurde mit dem Lebensgefühl und dem ästhetischen Empfinden von "Yellow Submarine" auf Grand Tour geschickt. Zug um Zug, Bahnhof für Bahnhof entdeckten Jugendliche Europa für sich.

Wie kaum ein anderes Medium zeigen die Plakate, dass Bahngeschichte auch Kulturgeschichte ist. Das wird man sicherlich in drei Jahrzehnten auch von den Plakaten der Deutschen Bahn AG sagen, die vor ein paar Jahren in der Werbewelt für Furore sorgten.