Artikel: Deutschland braucht eine starke Schiene
Die Deutsche Bahn hat ein elementares Anliegen: mehr Verkehr auf die Schiene zu bringen – für das Klima, für die Menschen, für die Wirtschaft und für Europa. Mit ihrer Dachstrategie „Starke Schiene“ schafft sie die Voraussetzungen.
Klimawandel und wachsendes Verkehrsaufkommen führen dazu, dass die Schiene in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen wird. Denn um die Erderwärmung zu begrenzen ist unter anderem eine massive Verlagerung von Verkehr auf die klimafreundliche Schiene notwendig.
Gleichzeitig nimmt der Verkehr in Deutschland zu, bereits heute verbringen Autofahrer:innen im Schnitt mehr als 120 Stunden eines Jahres im Stau. Insbesondere in Ballungsgebieten wird sich die Situation verschärfen und die Lebensqualität weiter beeinträchtigt, wenn nicht auf die Schiene ausgewichen wird.
Wachsende Handelsströme führen auch zu mehr Güterverkehr. Bis 2030 wird mit einem Zuwachs um mehr als 20 Prozent gerechnet – Mengen, die für die Straßen nicht zu bewältigen sind. Deshalb kommt vor allem dem Schienengüterverkehr eine wachsende Bedeutung zu. Für die Wirtschaft Deutschlands und Europas ist ein reibungsloser Transport von Gütern über europäische Landesgrenzen hinweg entscheidend. Doch die Schiene leistet hier noch mehr: Sie ermöglicht den Austausch innerhalb Europas und ist damit ein wichtiger Faktor für die Verständigung und die Zusammenarbeit auf dem Kontinent.
Die Deutsche Bahn wird ihrer Verantwortung gerecht und stärkt die Schiene in Deutschland – für das Klima, für die Menschen, für die Wirtschaft und für Europa.
Konkret hat sie sich diese Ziele gesetzt:
FÜR DAS KLIMA
Eine Reduktion des CO2-Ausstoßes um 10,5 Mio. Tonnen jährlich durch Verlagerung von Verkehr auf die Schiene.
FÜR DIE MENSCHEN
Eine Verdopplung der Passagierzahlen im Schienenpersonenfernverkehr. Täglich fünf Millionen PKW-Fahrten und 14.000 Flugreisen weniger in Deutschland.
FÜR DIE WIRTSCHAFT
Wachstum des Marktanteils des Schienengüterverkehrs von 18 auf 25 Prozent. Das entspricht 13 Mio. weniger Lkw-Fahrten pro Jahr auf deutschen Straßen.
FÜR EUROPA
Eine Verwirklichung der europäischen Vernetzung durch die starke Schiene.
Um das Wachstum des Schienenverkehrs zu bewältigen, wird die DB ihre Infrastruktur stärken und weiter an Qualität und Kundenservice arbeiten. Ende des vergangenen Jahres hatte der DB-Vorstand mit der „Agenda für eine bessere Bahn“ begonnen, zusätzliche Kapazitäten zu schaffen, Qualität und Pünktlichkeit zu erhöhen und die Kund:innenzufriedenheit zu verbessern. Mit der neuen Dachstrategie „Starke Schiene“ wird jetzt ein größerer Rahmen geschaffen, der deutlich macht, wofür der DB-Konzern steht und welche Richtung zukünftig verfolgt wird. Mit der neuen Strategie werden zentrale verkehrs- und klimapolitische Ziele der Bundesregierung in Angriff genommen. Um die ehrgeizigen Vorhaben zu realisieren, ist ein gemeinsamer Kraftakt der Deutschen Bahn, der gesamten Branche und der Politik vonnöten. Konkret umfasst die neue Strategie drei zentrale strategische Ausbaufelder.
Robuster durch mehr Trassen, mehr Züge und mehr Mitarbeitende
Die Bahn kommt an ihre Kapazitätsgrenzen. Schon heute sind fünf Prozent des Netzes überlastet – das klingt erst einmal nicht viel, hat aber Auswirkungen auf 70 Prozent der Personenkilometer im Fernverkehr. Ziel ist es, eine Infrastruktur zu schaffen, die mindestens 30 Prozent mehr Verkehr bewältigen kann. Deshalb wird die Deutsche Bahn, auch mithilfe der Politik, massiv in den Aus- und Neubau von Strecken und Knoten investieren sowie in zusätzliche Terminals für den Güterverkehr. Mehr Kapazitäten werden auch durch die Digitalisierung des Bahnbetriebs möglich – Digitale Schiene Deutschland ist hier der entscheidende Schlüssel zum Erfolg: Die DB wird das europaweit einheitliche digitale Zugleitsystem ETCS und digitale Stellwerke in den kommenden zwanzig Jahren flächendeckend einführen – und so Störungen reduzieren und eine engere Taktung von Zügen sowie höhere Geschwindigkeiten ermöglichen. Dabei wird es auch darum gehen, die Organisation der Abläufe zu verbessern: Baustellen so bündeln, dass die Auswirkungen auf den Betrieb möglichst geringgehalten werden; Geschwindigkeitsprofile der Züge so harmonisieren, dass ein höherer Durchsatz an Zügen möglich ist – dies sind nur zwei Beispiele, die viel bewirken.
Mehr Züge
Auch die Fahrzeugflotte kommt an ihre Belastungsgrenze. Deshalb investiert die DB jetzt noch einmal massiv in neue Fahrzeuge: Der Fernverkehr erhält 120 neue Züge, der Güterverkehr 300 neue Loks, auch die Flotte im Regionalverkehr soll ausgebaut werden. Außerdem werden hier rund 1.000 Bestandsfahrzeuge modernisiert. Bis zu zwölf Prozent mehr Fahrgäste werden sie dann aufnehmen können. Insgesamt wird damit die Platzkapazität im Personenverkehr um bis zu 100 Prozent gesteigert. Um die Instandhaltung der gewachsenen Flotte zu bewältigen, baut die DB ihre Werke aus und setzt auch hier auf digitale Unterstützung etwa durch 3-D-Druck, intelligente Diagnosesysteme und Robotik. Bei DB Cargo werden beispielsweise 68.000 Güterwagen mit intelligenter Sensorik zur Vorhersage von Störungen ausgestattet. So sollen die Aufenthaltszeiten der Züge im Werk gesenkt und gleichzeitig die Reparaturquote erhöht werden.
Mitarbeitende
Entscheidend für das Funktionieren des Betriebs sind aber nicht zuletzt die Mitarbeitenden, die Netz und Züge instandhalten, leiten und fahren. Bis 2030 wird etwa die Hälfte der Mitarbeitenden das Unternehmen verlassen, insbesondere aus Altersgründen. Allein im Jahr 2018 hat die DB 21.000 Mitarbeitende neu eingestellt, in den nächsten Jahren werden über alle Geschäftsfelder hinweg weitere 100.000 dazukommen. Sie alle müssen nicht nur rekrutiert, sondern auch qualifiziert und auf Dauer im Unternehmen gehalten werden. Durch eine gezielte Planung des Bedarfs will die DB Personalengpässe insbesondere in betriebskritischen Berufen vermeiden. Sie wird ihre Rekrutierungsoffensive fortsetzen und einen stärkeren Fokus als bisher auf Aus- und Weiterbildung legen, um die Mitarbeitenden für veränderte Jobprofile – etwa im Zuge der Digitalisierung – zu rüsten.
Schlagkräftiger durch eine einfache Aufstellung, klare Abläufe und gemeinsames Anpacken
Die Deutsche Bahn ist ein komplexes Unternehmen. Damit ein Konzern dieser Größenordnung handlungsfähig bleibt, muss die Organisation so klar und einfach wie möglich strukturiert sein. Deshalb wird die DB bestehende Abläufe im Unternehmen sehr genau untersuchen, ihre Prozesse optimieren und Organisationsstrukturen straffen. Die schlagkräftige Neuordnung soll in zwei Wellen erreicht werden: Die erste umfasst die wesentlichen Kernprozesse in den Bereichen Instandhaltung, Betrieb und Bau. Die zweite Welle greift für alle Verwaltungs- und Steuerungsprozesse wie Strategie, Planung, Einkauf etc. Dabei steht der:die Kund:in im Fokus. Es gilt: Alles, was er nicht braucht, wird weggelassen!
Moderner durch einen schnelleren Takt, stärkere Vernetzung, verbessertes Angebot im Güterverkehr
Der:die Kund:in will schnell, reibungslos und bequem ans Ziel kommen und im Idealfall die Tickets für verschiedene Verkehrsmittel von Tür zu Tür in einem einzigen Vorgang buchen. Im Güterverkehr verlangt er pünktliche Züge, eine einfache Buchung und den reibungslosen Wechsel der Verkehrsträger. Das bedeutet: Die Bahn muss schneller, verkehrsreicher und vielseitiger werden und braucht intermodale Lösungen.
Schneller Takt im Fernverkehr
Deshalb ist eines der wichtigsten Ziele für die nächsten Jahre ein schnellerer Takt im Fernverkehr: Bis 2030 sollen mehr als 30 deutsche Metropolen zweimal stündlich direkt miteinander verbunden sein. Nachbar-Metropolen innerhalb Europas werden im Stundentakt erreicht. Weitere sieben Millionen Menschen und damit dann mehr als 80 Prozent der Bevölkerung erhalten Zugang zum Fernverkehrsnetz durch die Anbindung von kleinen und mittleren Städten mindestens im Zweistundentakt. Für die Buchung wird die DB beispielsweise den DB Navigator ausbauen und Tür-zu-Tür-Lösungen inklusive permanenter Echtzeit-Daten anbieten. Bis 2021 wird es kostenfreies WLAN in der gesamten Fernverkehrsflotte geben.
Nahverkehr mit anderen Verkehrsträgern
Im Nahverkehr gilt es, verstärkt andere Verkehrsträger einzubeziehen – etwa durch Plattformen für die gemeinsame Nutzung von Autofahrten oder das Teilen von Rollern und Scootern. Hierfür geht die DB Beteiligungen und Partnerschaften ein oder entwickelt eigene Produkte. Das DB-Unternehmen Mobimeo etwa entwickelt Technologien um im Nahverkehr verschiedene Verkehrsträger auf einer einzigen Buchungsplattform anzubieten. Hierzu wird es kurzfristig Pilotprojekte in neun deutschen Städten geben. Auch die Bahnhöfe stellen sich auf die Verknüpfung der Verkehrsmittel ein, indem sie etwa Elektro-Ladestationen für Autos und Pedelecs anbieten und bis 2022 gemeinsam mit dem Bundesumweltministerium rund 100.000 neue Fahrradstellplätze zur Verfügung stellen.
Verbessertes Angebot im Güterverkehr
Auf den wichtigsten europäischen Korridoren wird das Angebot bedeutend ausgebaut und die Anzahl täglicher Rundläufe erhöht. In den Terminals des Kombinierten Verkehrs, Railports, Zugbildungsanlagen und Güterverkehrsstellen setzt die DB auf neue Technologien für effizientere und zügigere Abläufe. Digitale Plattformen erleichtern dem Kunden die Buchung von Transporten und das Nachverfolgen der Sendung.
Input der Mitarbeitenden
Die Deutsche Bahn will robuster, schlagkräftiger und moderner werden. Dies lässt sich jedoch nicht von oben durchsetzen. Letztendlich wissen die Mitarbeitenden selbst am besten, was es braucht, um die Bausteine der starken Schiene umzusetzen. Sie sind die Macher:innen und Gestalter:innen, die mit ihrem Herzblut und Engagement für den Erfolg der Deutschen Bahn und der starken Schiene sorgen. Deswegen werden die Mitarbeitenden aktiv in den Wandel einbezogen. In Mitarbeitendenforen und -formaten werden eigene Themen und Projekte entwickelt, aus denen „15 Ausbausteine der Mitarbeitenden“ mit klarem Umsetzungsauftrag entstehen sollen.
Starke Schiene bedeutet: |
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