Artikel: Auf dem Weg in die Zukunft: go.Rheinland und DB treiben Ausbau des Bahnknoten Köln voran
Jährlich passieren mehr als 470.000 Züge den Kölner Hauptbahnhof. Er verzeichnet rund 70 Millionen Reisende im Jahr. Längst sind die Kapazitätsgrenzen dieses deutschland- und sogar europaweit wichtigen Knotenpunkts erreicht. Um den Anforderungen von heute und morgen gerecht zu werden, muss der Bahnknoten Köln daher dringend ausgebaut werden. Wie das gelingen kann, planen go.Rheinland und Deutsche Bahn (DB) im engen Schulterschluss. Bei der prominent besetzten 5. Bahnknoten-Konferenz informierten Vertreter*innen der beteiligten Partner heute, wo die rund 20 Ausbauprojekte stehen, was noch passieren muss und welche Maßnahmen kurzfristig Verbesserungen bringen.
An der Fachveranstaltung im Congress Centrum Nord der Koelnmesse nahmen 350 Vertreter*innen aus Politik und Wirtschaft sowie von Gebietskörperschaften und Interessensverbänden teil. Am Programm beteiligten sich u.a. Stefan Schnorr, Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr (BMV), Oliver Krischer, Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, sowie Dr. Christian Gruß, Vorstand InfraGO AG, mit Impulsvorträgen und in Gesprächsrunden. Highlight war die Unterzeichnung der Planungsvereinbarung für die Entwurfs- und Genehmigungsplanung (sog. Leistungsphasen 3 + 4) des Abschnitts Süd der Westspange. Die DB, das Landesverkehrsministerium und go.Rheinland regeln darin die planerische Vertiefung der Ergebnisse aus der Vorplanung für den Bereich Köln Süd bis Hürth-Kalscheuren, die in einem nächsten Schritt als Grundlage für das Planfeststellungsverfahren dient. Zusätzlich regelt die Planungsvereinbarung die Beteiligung von Stakeholdern und Bürger*innen. Die Planungskosten in Höhe von 81 Millionen Euro finanziert das Land.
Staatssekretär Stefan Schnorr: „Wir wollen den Nahverkehr mit mehr und besseren Angeboten attraktiver machen. Deshalb unterstützt der Bund die zuständigen Länder und Kommunen mit Milliardenbeträgen bei der Finanzierung des ÖPNV. Sobald ein entsprechender Antrag vorliegt, werden wir gerne prüfen, inwieweit wir auch bei diesem Projekt unseren Beitrag leisten können.“
Der Bund und das Land Nordrhein-Westfalen hatten sich im Jahr 2021 darauf geeinigt, dass die Westspange aus Mitteln des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (GVFG) finanziert werden soll. Der Bund wird dabei bis zu 75 Prozent der förderfähigen Kosten tragen, das Land die Komplementärfinanzierung. Der notwendige formelle Finanzierungsantrag wird durch die DB InfraGO AG nach Fertigstellung der Genehmigungsplanung erarbeitet.
Minister Oliver Krischer: „Der Kölner Knoten ist eine zentrale Drehscheibe, weil dort auch die Güterverkehre über die transeuropäischen Korridore aus den Niederlanden und Belgien in Richtung Italien zusammentreffen. Durch den Ausbau und die Modernisierung des Knotens wird die Leistungsfähigkeit deutlich erhöht. Das wird für die Pendlerinnen und Pendler zu spürbaren Verbesserungen führen und mehr Güter auf die Schiene bringen.“
Herausforderungen, Dank und ein Jubiläum
go.Rheinland-Geschäftsführer Dr. Norbert Reinkober: „Wir ertüchtigen den Knoten gemeinsam mit der DB in mehreren Teilprojekten, die wir gemeinsam mit einem Gutachter identifiziert haben. Die Westspange ist das Herzstück, ohne das es keine weiteren Ausbauten im Knoten Köln geben kann. Sie löst einen zentralen Engpass auf. Ich danke daher allen Partnern, dass wir die Planungsvereinbarung für den südlichen Abschnitt heute zeichnen konnten.“
Die Westspange zwischen Köln Hansaring und Hürth-Kalscheuren umfasst zwei zusätzliche und für die S-Bahn reservierte Gleise und ist in zwei Planungsabschnitte unterteilt. Der nördliche reicht von Köln Hansaring bis Köln Süd und der südliche von Köln Süd bis Hürth-Kalscheuren. Der Bund finanziert den Bau der Westspange mit 2,3 Milliarden Euro, das Land NRW steuert 900.000 Euro hinzu. Die neuen Gleise sind nicht nur für höhere Kapazitäten relevant, sondern ermöglichen auch mehr Flexibilität bei Störungen und somit mehr Betriebsqualität.
Das Ziel aller Maßnahmen im Bahnknoten Köln: Entflechtung – unterschiedlich schnelle Züge fahren nicht mehr auf demselben Gleis und bremsen sich nicht mehr gegenseitig aus. Zusätzliche Kreuzungen sorgen dafür, dass der Verkehr flüssiger im Knoten laufen kann. Zudem wird das Angebot deutlich ausgeweitet: Das Zielnetz 2040 sieht statt derzeit fünf künftig zehn S-Bahnlinien vor. Außerdem entstehen mit dem Ausbau auch weitere Haltepunkte im Raum Köln, die die Bahn für die Reisenden noch leichter erreichbar machen. Gestartet ist die S-Bahn-Köln mit der Verbindung Köln – Bergisch Gladbach 1975 – vor genau 50 Jahren. Das Jubiläum war auch Thema eines Fachtalks.
Dr. Christian Gruß, Vorstand DB InfraGO AG: „Der Bahnknoten Köln ist ein zentraler Dreh- und Angelpunkt im deutschen Schienennetz. Mit den zahlreichen Neu- und Ausbauprojekten machen wir die Domstadt und das Kölner Umland langfristig fit für die Zukunft. Klar ist: Ausbau benötigt Zeit. Daher setzen wir parallel auf die Sanierung des Bestandsnetzes. Im Zusammenspiel entsteht so eine robuste und moderne Infrastruktur, auf der Züge wieder zuverlässiger und pünktlicher rollen.“
Dr. Norbert Reinkober nutzte die Gelegenheit, sich vor großem Publikum bei dem scheidenden go.Rheinland-Verbandsvorsteher Stephan Santelmann, dem scheidenden Vorsitzenden der go.Rheinland-Verbandsversammlung, Bernd Kolvenbach, der aus dem Amt scheidenden Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker sowie dem ehemaligen Leiter des Portfolio Köln der DB InfraGO, Manfred Gutfrucht für das jahrelange Engagement rund um den Ausbau des Knoten Köln zu bedanken: „Ihr seid ein Paradebeispiel für das partnerschaftliche Miteinander über Kommunal-, Institutions- und Parteigrenzen hinweg, das wir im Rheinland leben.“
Planungen für die S 11 sind am weitesten fortgeschritten
Für viele wichtige Projekte für den Ausbau der S-Bahn laufen die Planungen, so für die S 11, die Erftbahn (RB 38) und die S 6. Weitere Projekte im Rheinischen Revier sind in Vorbereitung. Am weitesten fortgeschritten sind die Planungen – inklusive je eines neuen S-Bahnsteigs am Kölner Hauptbahnhof und am Bahnhof Messe/Deutz – für den Ausbau der S 11 zwischen Köln und Bergisch Gladbach: Alle vier Planungsabschnitte sind bereits im Planfeststellungsverfahren beim Eisenbahn-Bundesamt (EBA). Perspektivisch wird für den Streckenteil zwischen Köln und Bergisch Gladbach ein annähernder 5-Minuten-Takt statt des aktuellen 20-Minuten-Takts in der Hauptverkehrszeit realisiert. Möglich machen dies die neuen S-Bahnlinien 10 und 14, die die Leistungen der S 11 ergänzen werden. Der Ausbau der S 11 ist – im Zusammenspiel mit dem Ausbau der Westspange – das Schlüsselprojekt im Knoten Köln: Mit den beiden Vorhaben sorgen DB und go.Rheinland zukünftig für mehr Kapazität und einen zuverlässigeren, robusteren und pünktlicheren Zugverkehr. Zeitgleich sind die Projekte die Grundvoraussetzung für den weiteren S-Bahn-Ausbau in und um Köln.
Bereits im Bau ist die Infrastruktur für die S 13 – bis Ende 2026 wird die Strecke im Rahmen der anstehenden Generalsanierung bis nach Bonn-Beuel verlängert. Nach Abschluss der Arbeiten im Dezember 2026 profitieren Fahrgäste von einer robusten und leistungsfähigen Infrastruktur sowie mehr Gleisen und perspektivisch mehr Zügen zwischen Troisdorf und Bonn-Beuel. Ein weiteres wichtiges Puzzlestück für den Ausbau des Bahnknotens ist die Modernisierung der Stellwerkstechnik: Erst im Mai 2025 ist das Elektronische Stellwerk (ESTW) Linker Rhein in Betrieb gegangen, Ende des Jahres folgt das ESTW Köln Hbf. Ab diesem Zeitpunkt wird der gesamte innerstädtische Zugverkehr mit Hilfe modernster Technik gesteuert. Mit jedem Kilometer neuem Gleis, mit jeder neuen Weiche wird mehr Kapazität geschaffen, die neuen ESTW tragen zu einem stabileren und flexibleren Betrieb bei. Nach dem Ausbau der S-Bahn-Stammstrecke in Köln können hier künftig 24 statt aktuell 18 S-Bahnen pro Stunde und Richtung fahren. Das entspricht einem 2,5-Minuten-Takt. Für einen barrierefreien und modernen Zugang zum System Bahn erneuert die DB zudem eine Vielzahl an Bahnhöfen, wie z.B. den Bahnhof Köln Süd und den Bahnhof Bonn-Beuel.
go.Rheinland-Geschäftsführer Marcel Winter fasst zusammen: „Draußen auf den Strecken passiert richtig viel. Das ist eine große Belastung für die Eisenbahnverkehrsunternehmen und insbesondere für unsere Fahrgäste, aber wir nehmen wahr, dass allen Beteiligten die Notwendigkeit der Maßnahmen bewusst ist. Wir müssen jetzt investieren und bauen, damit wir in Zukunft von einer ausgebauten und verbesserten Infrastruktur profitieren können. Zudem setzen wir mit den Partnern alles daran, die Baumaßnahmen so gut als möglich zu begleiten. Dass das im Miteinander am Ende dann aber auch funktionieren kann, haben wir bei der großen Baustelle für das ESTW Linker Rhein im Mai gesehen. Hier gab es von den Fahrgästen am Ende mehrheitlich Lob für den SEV, das Baustellenmanagement und die begleitende Kommunikation.“