Artikel: Autonomes Fahren: In Herford startet der Testbetrieb
Erstes Fahrzeug ist ab sofort unterwegs • Ziel ist die Integration in den regulären Busverkehr
In Herford ist ab heute erstmals ein autonomes Fahrzeug unterwegs. Damit startet der deutsche Teil des von der Deutschen Bahn (DB) koordinierten europäischen Projekts ULTIMO in den Testbetrieb. In dem elektrisch betriebenen Kleinbus können zunächst noch keine Passagiere mitfahren. An Bord ist immer ein Sicherheitsfahrer, der alle Fahrmanöver überwacht und jederzeit eingreifen kann.
Das Fahrzeug hat neun Sitzplätze und einen Rollstuhlplatz und nimmt am normalen Straßenverkehr teil. Die maximale Geschwindigkeit beträgt im automatisierten Betrieb zu Beginn 40 km/h. Im Laufe des Projektes soll das Fahrzeug mit mindestens 50km/h fahren können. Für die Entwicklung des Fahrzeugs ist der Technologiekonzern ZF eine projektbezogene Partnerschaft mit dem Shuttle-Hersteller eVersum aus Österreich eingegangen, der die Elektro-Shuttles liefert. Die Technik für das autonome Fahren kommt von ZF. Das Fahrzeug war bereits im Projekt RABus in Baden-Württemberg im Einsatz, an dem die DB beteiligt ist.
Im ersten Schritt wird das Fahrzeug immer wieder nur kurze Zeit unterwegs sein und so genannte Einlesefahrten vornehmen. Dabei wird das im Selbstfahrsystem hinterlegte Kartenmaterial einer Strecke aktualisiert und sichergestellt, dass alle Datenpunkte entlang der Route korrekt sind. Dieser Prozess der Inbetriebnahme wird ca. vier Monate dauern.
Vorgesehen ist zunächst ein Linienverkehr im südwestlichen Bereich von Herford ab dem Bahnhof. Den exakten Streckenverlauf legt das Projektteam zusammen mit ZF Mobility Solutions, mit der DB-Tochter Busverkehr Ostwestfalen (BVO) und mit der Stadtverkehr Herford (SVH) fest. Nach aktuellem Planungsstand können die ersten Fahrgäste ab Sommer mitfahren. Dann soll auch ein zweites Shuttle vom selben Typ in Herford fahren.
Autonomes Fahren ist für die Deutsche Bahn ein entscheidender Baustein für den Ausbau des ÖPNV. Besonders im ländlichen und kleinstädtischen Raum können Fahrzeuge ohne Fahrer ein wichtiger Teil des ÖPNV-Angebots werden. Ohne autonomes Fahren auf der Straße ist eine Ausweitung des öffentlichen Verkehrs in ländliche Gebiete nicht zu schaffen.
Um herauszufinden, wie autonomes Fahren das Busnetz in Herford verbessern kann, werden stufenweise weitere autonome Fahrzeuge in den regulären Busverkehr integriert. Ziel ist es, verschiedene Fahrzeuggrößen und verschiedene Betriebsformen (Linienverkehr, On-Demand-Betrieb) im gleichen Gebiet einzusetzen und einen autonomen integrierten Verkehr aufzubauen.
Der Projektname ULTIMO meint das „letzte“ größere EU-Projekt zum autonomen Fahren im ÖPNV, bevor die Technologie serienreif ist. Das Projekt soll Standards entwickeln, wie autonome Fahrzeuge verschiedener Hersteller gemeinsam im öffentlichen Nahverkehr eines Ortes betrieben werden können.
Im Rahmen von ULTIMO arbeiten unter Projektleitung der DB 21 Partner aus sieben europäischen Ländern daran, in den drei Städten Genf, Oslo und Herford jeweils autonome Fahrzeuge in den Regelbetrieb zu bringen. Im Februar 2024 ist in Oslo der Erprobungsbetrieb gestartet. In Genf ist der Betriebsstart für Anfang 2026 geplant.
Das Projekt ULTIMO wird von der Europäischen Union mit insgesamt rund 24 Millionen Euro finanziell unterstützt und läuft von Oktober 2022 bis September 2026.
Weitere Informationen gibt es hier: https://www.dbregio.de/innovationen/autonomes-fahren