Artikel: Deutsche Bahn Digital Ventures
Investitionen in die digitale Mobilität - vom Ridesharing bis zum Adresssystem
Die Deutsche Bahn Digital Ventures finanziert und entwickelt neue datenbasierte Geschäftsmodelle. Neben dem Technologiefokus auf Big Data, Künstliche Intelligenz (AI) und Internet of Things (IoT) liegt das Hauptaugenmerk auf der Marktveränderungskraft, die Gründer und Technologiepartner zeigen und ihre Fähigkeit, zukunftsweisende Kundenlösungen in den drei Feldern Mobilität, Logistik und Smart City breit zu etablieren.
Boris Kühn, einer der beiden Geschäftsführer der DB Digital Ventures:
Uns geht es insbesondere auch darum, in Innovationen zu investieren, die in Zukunft Schlüsseltechnologien für Mobilität und Logistik sein könnten.
Die Startups erhalten nicht nur Venture-Kapital, sondern auch Zugang zu Experten, zu Daten, Kunden und Märkten – kurz: zum gesamten Netzwerk des DB-Konzerns.

Gideon Brothers
Gideon Brothers entwickelt KI-gesteuerte Roboter mit eigener Visions- und Navigationssoftware für den autonomen Einsatz. Im Rahmen einer Entwicklungspartnerschaft hat sich die DB an dem kroatischen Unternehmen beteiligt. In einem zweijährigen Pilotprojekt soll der Einsatz autonomer Roboter in den Werken der Fahrzeuginstandhaltung erprobt und auf DB-spezifische Anforderungen adaptiert werden. Getestet wird der autonome Transport von Paletten von der Kommissionierung bis zur LKW-Beladung. Mit 3D-Sensoren und KI können die fahrerlosen Transportsysteme Kollisionen vermeiden. Die mobilen Roboter können sich mit einer 360°-Umgebungswahrnehmung untereinander vernetzt und sicher in unterschiedlichen Umgebungen eingesetzt werden.
Die Roboter übernehmen die Materialversorgung am Arbeitsplatz und reduzieren Mitarbeiter-Wegezeiten. Logistikprozesse können so weiter automatisiert, die Mitarbeiterverfügbarkeit erhöht und durch optimiere Werksaufenthaltszeiten die Fahrzeugverfügbarkeit verbessert werden.
Kepler
Das kanadische Startup Kepler Communications möchte das Internet der Dinge mithilfe eines Satellitennetzwerks weltweit verfügbar machen – unabhängig von Mobilfunkmasten, Ländergrenzen und Roaming-Abkommen. Kepler bringt dafür 140 Kleinsatelliten in Brotdosen-Größe in eine erdnahe Umlaufbahn. Die Satelliten ermöglichen globale Standortbestimmungen und die Übertragung von Daten, beispielsweise auch über den Zustand von Waren bei einem Transport mit Güterzügen oder LKW durch mehrere Länder. In Kombination mit den Kepler-Empfangsstationen am Boden könnten damit ab 2022 rollende Container über Sensoren in Echtzeit kommunizieren. Für Logistikkunden hieße das: Höhere Qualität entlang der Lieferkette und eine lückenlose Sendungsnachverfolgung im globalen Warenverkehr.
MANIV Mobility
Die Deutsche Bahn Digital Ventures DB DV investiert in den zweiten von MANIV Mobility verwalteten US-israelischen Risikokapitalfonds. Das zehnte Investment der DBDV ist somit auch das erste in einen Fonds.
MANIV ist ein israelischer Venture Capital Fonds, mit Sitz in den USA und Israel, der exklusiv in innovative, junge Startups im Mobilitätssektor investiert.

MANIV verfügt über ein weltweites Netzwerk und hohes internationales Ansehen. Bekannte Investoren wie Alliance Ventures, die Venture Capital Gesellschaft von Renault–Nissan–Mitsubishi oder BMW i Ventures, die Risikokapitaltochter des BMW Konzerns, sind in MANIV investiert.
Neben finanziellen Aspekten steht bei der Beteiligung an MANIV eine Partnerschaft im Vordergrund, die der DB frühzeitig Kontakt zu relevanten Startups im Mobilitäts- und Transportsektor bietet. Die Kooperation mit MANIV ermöglicht die Aktivitäten von DBDV auf dem US-amerikanischen Markt weiter auszubauen sowie Beziehungen zu israelischen Startups anzubahnen.
Das Portfolio von MANIV beinhaltet im ersten Fonds z.B. Spezialisten für autonome Fahrsysteme wie drive.ai., cloud-basierte Marktspezialisten für Fahrzeugdaten wie Otonomo oder die On-Demand-Mobilitätsplattform Ridecell, in die auch die DBDV direkt investiert ist.
MonoLets
IoT-Sensoren revolutionieren die Lagerhaltung von Ersatzteilen in der Fahrzeuginstandhaltung. Dafür ist die Deutsche Bahn eine Beteiligung am Startup MonoLets eingegangen. Das kalifornische Unternehmen vernetzt Sensoren für hochpräzise Echtzeitortung über ein drahtloses Netzwerk zu einer „Internet of Things“-Plattform. Über eine digitale ID kann damit jederzeit die Verfügbarkeit, exakte Position und der Zustand von Ersatzteilen bestimmt werden.
Vor allem für ältere Ersatzteile ist eine Nachrüstung mit intelligenten Sensoren wichtig. Ziel der ersatzteilbasierten Echtzeitortung ist es Zeit und Aufwand zu reduzieren, der für das Auffinden und Scannen benötigt wird sowie mit vorausschauenden Analysen das Ersatzteilmanagement zu verbessern.
Das 2017 als Spin-Off der Universität Berkeley gegründete Unternehmen MonoLets arbeitet mit namhaften Partnern im Logistikbereich und hält Patente für ihr 3D-gedrucktes Chip-Design sowie ihr drahtloses Gateway-Netzwerk. MonoLets ist die zwölfte Beteiligung des Startup-Fonds der Deutschen Bahn.
Ridecell
Digitale Transformation im Flottenmanagement mit der smarten Softwareplattform von Ridecell
Ridecell bietet eine intelligente Softwareplattform für den Betrieb von Carsharing, Fahrgemeinschaften sowie autonomes Flottenmanagement. End-to-End-Integration und Automatisierung garantieren, dass Ridecell-Kunden Mobilitätsdienste rasch am Markt einführen, effizient betreiben und den Umsatz über das geschäftliche Wachstum erhöhen können.
Das in San Francisco ansässige Unternehmen wurde 2009 gegründet und beschäftigt Fachleute in den Vereinigten Staaten, Europa, Asien und Australien. Die DB kann durch die Beteiligung an Ridecell alle Nutzungsformen für Flotten vereint auf einer Plattform anbieten - Vermietung, Ridehailing, Ridepooling oder Carsharing. Dadurch wird die Auslastung der Flotten erhöht und die Autos können den Kundenbedürfnissen folgend besser verteilt werden.
Skyports
Die DB Digital Ventures beteiligt sich am britischen Unternehmen Skyports.
Das 2017 gegründete Londoner Startup ist Entwickler und Betreiber von Drohnenlandeplätzen. Von der Ladeinfrastruktur über die Passagier- und Güterabfertigung bis zu Rechts-, Sicherheits- und Wartungsaspekten organisieren die Experten Drohneneinsätze. Für die DB stehen die weitreichenden Potentiale der Drohnentechnologie für ihre Kunden im Fokus.
Die Weiterentwicklung der Drohnentechnologie erforscht die DB bereits in dem von der EU unterstützten Modellprojekt „Urban Air Mobility“ mit dem Testfeld in Ingolstadt. Schon seit 2015 lässt die DB selbst regelmäßig Multicopter aufsteigen, unter anderem zur Vegetationskontrolle entlang der Bahntrassen oder zur Inspektion von Brücken und Bauwerken.
Talixo
Die 2012 in Berlin gegründete Firma Talixo bringt über eine intelligente Buchungsplattform auf neue Weise Fahrgäste und Fahrzeuge zusammen. Weil Taxi- und Mitfahrdienste weltweit höchst unterschiedlich organisiert und verfügbar sind und die Abrechnung hinterher kleinteilig und kompliziert sein kann, bündelt das Startup verschiedene Taxi- und Limousinen-Anbieter für die Kunden. Mit Talixo lässt sich ein Taxi oder eine Limousine weltweit genauso leicht buchen wie Hotels oder Flüge. Die Plattform bietet bereits heute Mobilität auf der letzten Meile in 130 Ländern und mehr als 1.000 Städten. Talixo gewährleistet überall auf der Welt gleich hohe Standards bei Qualität und Sicherheit. Buchung und Abrechnung erfolgen über ein einheitliches System.
Teralytics
Die DB Digital Ventures beteiligt sich an Teralytics. In den Mobilitätsanalysen des Schweizer Startups sieht die DB weitreichendes Potential für einen kundenorientierten Ausbau ihrer Angebote. Auf der Basis von Mobilfunkdaten liefert Teralytics verlässliche Informationen zum allgemeinen Verkehrsverhalten, mit denen die Nachfrage von Reisenden analysiert werden kann.

Im Fernverkehr strebt die DB eine Verdopplung der Reisendenzahl auf 260 Millionen an, im Nahverkehr will der Konzern eine Milliarde zusätzliche Kunden gewinnen. Entscheidend dafür sind vorausschauende Systeme zur Beantwortung von Fragen: Wie gestaltet sich die Nachfrage, wie muss das Zugangebot und die Mobilität auf der letzten Meile aussehen? Mithilfe von Teralytics-Analysen sollen Kapazitäten gezielt dort erhöht werden, wo sie am dringendsten benötigt werden.
What3Words
Das 2013 gegründete britische Unternehmen what3words hat die Welt in ein Raster aus 57 Milliarden 3x3 Meter großen Quadraten aufgeteilt. Den Koordinaten jedes dieser Quadrate werden einmalige Drei-Wörter-Adressen zugeordnet. Mit Hilfe von what3words können Standorte auf präzise und einfache Art und Weise kommuniziert und gefunden werden. Das bedeutet, dass es für jeden Ort weltweit eine Adresse gibt, selbst dort, wo keine Hausnummer oder Postleitzahl existiert. Kurierdienste in Europa und den USA nutzen what3words bereits heute, um Waren schneller und punktgenau auszuliefern. In der Logistik will auch die Deutsche Bahn what3words anwenden. Große Potentiale sieht die DB zudem bei der Entwicklung autonomer Fahrzeugflotten in der öffentlichen Mobilität, da what3words eine exakte Navigation ermöglicht.
Die Konzernzentrale der Deutschen Bahn am Potsdamer Platz in Berlin ist das erste Unternehmensgebäude in Deutschland mit einer what3words-Adresse. DB-Chef Dr. Richard Lutz und what3words-CCO Clare Jones haben am 28. August 2017 einen Schriftzug mit der Drei-Wörter-Kombination „lebendig.webseiten.auflösen“ enthüllt. Der Haupteingang des BahnTowers ist über die drei Wörter schnell und einfach auffindbar.
InstaDeep
InstaDeep entwickelt und verkauft kundenspezifische KI-Lösungen zur Optimierung und Automatisierung von Systemen mit komplexen Entscheidungsprozessen. Für die Bahn-, Logistik-, Elektronik- und Pharmabranchen verfolgt InstaDeep einen Plattformansatz mit vorgefertigten Produkten. Das Unternehmen wurde 2014 in London gegründet und hat weitere Standorte in Tunis und Paris. Viele der 160 Mitarbeiter sind promoviert mit herausragender akademischer Laufbahn.
Die DB arbeitet mit InstaDeep an einem KI-gestützten Kapazitäts- und Verkehrsmanagementsystem (CTMS) mit Fahr- und Bauplanung, Echtzeit-Disposition, Alternativrouting und Störfallmanagement.
Schnelle KI-basierte Entscheidungsfindung ermöglicht Zugplanung und Kapazitäten zu verbessern und Verspätungen zu reduzieren.
brighter AI
brighter AI entwickelt hochmoderne Software-Anonymisierungslösungen für die datenschutzkonforme Nutzung von Bild- und Videodaten auf der Basis von künstlicher Intelligenz.
brighter AI hat 2019 am Startup-Förderprogramm in der DB mindbox teilgenommen. Die Technologie kann in vielen Geschäftsfeldern der DB zum Einsatz kommen, da sie eine datenschutzkonforme Datenweiterverarbeitung ermöglicht. Beispielseise soll das System im Rahmen der kamerabasierten Sitzplatzerkennung für eine bessere Fahrgastverteilung eingesetzt werden, um das Fahrgasterlebnis weiter zu verbessern.