Artikel: „Unterwegs mit …“ Christine Westermann
Für den DB MOBIL-Podcast „Unterwegs mit …“ steigt Moderator Sebastian E. Merget alle 14 Tage in den Zug, um mit prominenten Reisenden aus Pop, Kultur und Gesellschaft darüber zu reden, was diese antreibt oder aufregt, begeistert oder bewegt. In der aktuellen Folge zu Gast: Christine Westermann, die über die Vorteile des Älterwerdens und ihre Lieblingsbücher spricht und erklärt, warum Prokrastination fürs Gehirn wichtig sei.
Sebastian E. Merget begleitet Christine Westermann im ICE von Köln nach Dortmund, wo die Journalistin aus ihrem Buch „Die Familien der anderen“ lesen wird. Westermann hat das Buch ihrem Vater gewidmet, der starb, als sie 13 Jahre alt war. Er fehle ihr auch heute noch, sagt die 75-Jährige. „Da ist eine Lücke.“ Ihr Vater habe sie überhaupt erst zum Lesen gebracht.
20 Jahre lang, von 1996 bis 2016, hat Westermann zusammen mit Götz Alsmann die TV-Sendung „Zimmer frei!“ moderiert, in der Prominente in eine fiktive WG eingeladen wurden. „Es war schön, sich aufs Private konzentrieren zu können“, erzählt Westermann. Sie habe beispielsweise mit Oliver Welke im Bett gelegen: „Und wir haben darüber geredet, ob er nackt ins Bett geht.“
Heute dreht sich bei Westermann in ihren Sendungen und Kolumnen alles um Bücher. Sie erzählt von ihren Lieblingswerken wie „Ein ganzes Leben“ von Robert Seethaler – ein Buch, das auch Büchermuffel Merget begeistert hat.
Merget fragt, wie man Lust aufs Lesen bekomme. Westermanns wichtigster Tipp: „Man zwingt sich vor allem nicht, ein Buch zu Ende zu lesen, das man nicht mag.“ Man solle sich trauen, in eine Buchhandlung zu gehen. Dort ein Buch nehmen und reinlesen, die ersten ein, zwei Seiten, und dann noch mal in die Mitte gucken. „So bekommt man ein Gespür für die Sprache und ob man das Buch mag.“
Die Autorin hat selbst mehrere Bücher verfasst. Sie kennt sich mit Prokrastinieren beim Schreiben aus: „Dann denke ich, jetzt muss ich mal den Backofen dringend saubermachen. Das hat mich zwei Jahre nicht interessiert, interessiert mich aber, wenn ich ein Buch schreibe.“ Sie glaube aber, dass das Aufschieben einen ordnenden Effekt aufs Hirn habe.
Westermann und Merget sprechen auch über das Älterwerden. Die Moderatorin ist zufrieden mit dem Alter, in dem sie jetzt ist. „Ich habe eine Lebenserfahrung, die mir sehr zugute kommt.“ Sie versuche, ganz und gar in der Gegenwart zu leben. Angst vor der Zukunft habe sie nicht. Wenn sie eines gelernt habe, dann dies: „Es gilt: Lebe! Es ist später, als du denkst.“
Ein kurzweiliges, warmherziges Gespräch über Reisen in die Sonne statt nach Sibirien, Westermanns Lieblingskrimi und darüber, warum sie auf keinen Fall in Rente gehen möchte.