Artikel: Jochen Schliemann und Michael Dietz
DB MOBIL trifft die „Reisen Reisen“-Podcaster am Kölner Hauptbahnhof und spricht mit ihnen über die besondere Atmosphäre von Nachtzügen und Klassenfahrt-Feeling in der Bahn.
Von: Katja Heer
Datum: 15.12.2023
Herr Schliemann und Herr Dietz, wohin geht die Reise?
Dietz: Wir fahren von Köln nach Berlin, um dort für unsere seit Langem geplante Berlin-Folge zu recherchieren.
Wann soll die erscheinen?
Schliemann: Das wissen wir noch nicht genau, wahrscheinlich im nächsten Jahr. Berlin gibt so viel her, das wird wahrscheinlich eine Trilogie …
Sind Sie am liebsten zu zweit oder auch mal alleine unterwegs?
Dietz: Beides hat Vor- und Nachteile. Wenn wir zusammen unterwegs sind, hat es natürlich gleich immer so ein Klassenfahrt-Feeling, das macht total Spaß.
Schliemann: Und wir können die Zeit gut nutzen, um zu arbeiten.
Dietz: Ja, das auch.
Und die Nachteile?
Schliemann: Wir sind inzwischen schon ein bisschen wie ein altes Ehepaar. Michael lästert zum Beispiel immer über meinen angeblich hässlichen Rucksack, aber letztlich transportiere ich darin auch seine Sachen. Und er behauptet, ich käme immer zu spät.
Und, stimmt das?
Dietz: Das tut er auch. Bis auf einmal.
Schliemann: Da gab es eine legendäre Situation. Wir waren auf Tour und wollten von Köln nach Frankfurt fahren. Und Michi war früher am Bahnhof als ich – das kann er gut.
Dietz: Ich bin immer früher am Bahnhof.
Schliemann: An dem Tag jedenfalls hatte er es sich zur Aufgabe gemacht, mich zu filmen, wie ich zu spät komme.
Dietz: Ich habe Jochen so oft gesehen, wie er auf den Bahnsteig rennt, mit seinem wehenden Mantel und dem hässlichen Rucksack. Das sieht sehr lustig aus, deshalb wollte ich das mal für Instagram filmen. An dem Morgen stand ich also minutenlang mit dem Handy im Anschlag am Bahnsteig und hab auf die Treppe gestarrt. Deshalb habe ich nicht gemerkt, dass es einen Gleiswechsel gab.
Schliemann: Er hat mich irgendwann angerufen und gefragt: „Wo bist Du? Du musst doch jetzt zu spät kommen.“ Und ich so: „Nee, Du bist zu spät. Ich sitze schon im Zug.“
Dietz: Jochen ist dann winkend im Zug an mir vorbeigefahren, und ich habe den Zug verpasst. Das Karma hat mir also richtig schön eins reingedrückt. Dabei gab es das genau in einem von hundert Fällen, dass Jochen pünktlich war.
Können Sie sich noch an Ihren ersten gemeinsamen Trip erinnern?
Dietz: Ja, natürlich. Da ging es mit der Bahn nach Norderney, weil wir dort den Podcast ausprobieren wollten.
Schliemann: Das war der Knüller.
Dietz: Wir sind am Donnerstagmorgen ganz früh in Köln in den Zug gestiegen, um auf dem Weg den Podcast vorzubereiten. Was wir nicht wussten: Dass an fast jedem Donnerstagmorgen im Spätsommer oder Frühherbst viele Menschen, vor allem ältere, in Gruppen aus Nordrhein-Westfalen für ein langes Wochenende nach Norderney fahren, um dort Spaß zu haben. Und die fangen auf der Fahrt damit an.
Schliemann: Man nennt diese Züge „Samba-Züge“, das haben wir später erfahren.
Dietz: Jochen und ich dachten also, wir haben da ein bisschen Ruhe zum Arbeiten.
Schliemann: Und in dem Moment, als wir die Laptops aufklappten, machte es rechts von uns das erste Mal „plopp“, und eine Flasche Sekt ging auf. Um 7.42 Uhr.
Dietz: Ein paar Minuten später kamen die ersten Trinksprüche, danach der erste Gesang. Um uns herum saßen mehrere Gruppen, die sich angefreundet und laut unterhalten haben, und wir mittendrin.
Was haben Sie gemacht?
Dietz: Wir haben nach kurzer Zeit die Laptops zugemacht und uns einfach angeguckt, was da passiert.
Schliemann: So fuhren wir vier Stunden bis nach Norddeich Mole kurz vor Norderney und sind völlig durchgespielt da ausgestiegen. Auf die anderen im Wagen wirkten wir wahrscheinlich wie japanische Geschäftsleute auf einer Techno-Party.
Sie reisen innerhalb Deutschlands und Europas fast nur mit der Bahn. Sind Sie schon mal mit dem Nachtzug gefahren?
Schliemann: Ja, ich alleine von München nach Paris und wir beide zusammen von Köln nach Innsbruck. Ich finde Nachtzüge sehr schön: Man steigt ein und befindet sich sofort in einer ganz anderen Welt. Und man wacht am nächsten Tag in einem anderen Land wieder auf.
Dietz: Wir können beide total gut schlafen bei Zuggeräuschen. Man spart eine Hotelnacht und hat einen vollen Tag vor Ort vor sich. Das ist eine tolle Sache.
Sie erkunden für Ihren Podcast die ganze Welt. Wie verbinden Sie das mit der Frage der Nachhaltigkeit?
Dietz: Wir reisen so emissionsarm wie möglich. Wenn wir fliegen müssen, kompensieren wir und bleiben so lange wie möglich vor Ort.
Schliemann: Reisen ist eine Kulturtechnik, bei der sich Menschen begegnen und man andere Realitäten kennenlernt und versteht. Das ist wichtig. Wir müssen uns austauschen, wir müssen Orte entdecken, wir müssen verstehen, dass es auch andere Sicht- und Lebensweisen als unsere gibt.
Haben Sie ein gemeinsames Traum-Reiseziel?
Schliemann: Wir würden wahnsinnig gerne mal zusammen nach Island fahren.