Artikel: Wohlfühlmanager auf dem Meer und auf der Schiene
Kevin Patberg wollte immer Koch werden. Doch seine Leidenschaft für die Arbeit mit Menschen und fürs Reisen zog ihn auf ein Kreuzfahrtschiff – und schließlich zur Bordgastronomie bei DB Fernverkehr. Wie der Wechsel vom Schiff auf den Zug war und wie er Fahrgästen auch in Ausnahmesituationen eine unvergessliche Zeit an Bord beschert.
Wenn man Kevin Patberg nach dem Rezept für seinen Traumberuf fragt, muss der 34-Jährige nicht lange überlegen. „Ich koche für mein Leben gern, aber ich brauche auch den Kontakt zu Menschen und liebe das Reisen.“ Wo der gelernte Restaurantfachmann diese Zutaten erstmals miteinander kombinieren konnte? An Bord eines Kreuzfahrtschiffes. „Ich war bei Tui Cruises zwischen vier und acht Monaten am Stück unterwegs, unter anderem in der Karibik an den schönsten Stränden der Welt“, erzählt er.
Insgesamt drei Jahre sorgte Patberg zunächst als Wein-Steward und später als Gastgeber und selbsternannter Wohlfühlmanager dafür, dass es Urlauber:innen an Bord und an Land gut ging. Obwohl er unterwegs nette Menschen treffen und paradiesische Orte entdecken konnte, zog es ihn irgendwann zurück an Land und nach Deutschland. „Ich habe während meiner Zeit an Bord viel Privates verpasst. Mir wurde bewusst, dass ich einem Beruf nachgehen will, bei dem ich öfters zu Hause sein und mit Freunden und der Familie Geburtstage und Weihnachten feiern kann.“
Land in Sicht
Doch wo hat man die perfekte Kombination aus Gastronomie, Reisen und dem Kontakt zu Menschen, wenn nicht auf hoher See? Kevin Patberg fand sie an Bord eines ICE. 2012 bewarb er sich bei der DB Fernverkehr als Bistro-Steward in der Dienststelle in Köln – und bekam noch am Tag des Vorstellungsgesprächs eine Zusage. Was die Arbeit auf dem Schiff und im Zug vereint: „Man kommt viel rum und guter Service steht im Mittelpunkt, vor allem in der 1. Klasse.“ Der größte Unterschied aber: Die Reisen dauern nicht Monate, sondern nur Tage. Und bei der DB wird Sicherheit großgeschrieben. „Auf Kreuzfahrtschiffen gibt es natürlich auch Sicherheitsvorkehrungen, aber sie stehen dort weniger im täglichen Vordergrund. Ich habe bei der Bahn viele sicherheitsrelevante Dinge gelernt, zum Beispiel die Besonderheiten von Strecken mit Tunneln, sichere Gepäckverladung, Evakuierung und noch viel mehr“, erzählt Patberg.
Er durchlief bei der DB sämtliche Ausbildungen in der Bordgastronomie. Später ließ er sich zum Zugbegleiter ausbilden und entwickelte sich zum Zugchef sowie zum internationalen Zugchef. „In so einem großen Konzern wie der DB wird man gefördert und kann viel erreichen. Als Zugchef konnte ich auch wieder meiner inneren Berufung zum Wohlfühlmanager nachgehen und dafür sorgen, dass es den Reisenden an Bord an nichts fehlt.“
Kochen gegen den Sturm
So auch an einem stürmischen Tag im Herbst 2015. Der Fernzug von Berlin nach Köln musste auf freier Strecke stoppen und später in Haste, einer Bahnstation in der Nähe von Hannover, auf unbestimmte Zeit stehen bleiben. Um die Fahrgäste und vor allem die Kinder bei Laune zu halten, schlug Patberg vor, in der Bordküche gemeinsam Spaghetti Bolognese "zu kochen": „Das hat allen einen Riesenspaß gemacht und wir haben später alle zusammen im Bordrestaurant gegessen. Als wir circa 18 Stunden später in Köln angekommen sind, haben sich die Fahrgäste trotz Verspätung für diese schöne Fahrt bedankt. Das war unvergesslich!“
Momente wie diese zeigen Kevin Patberg, dass er beruflich alles richtig gemacht hat. Heute ist der 34-jährige Gruppenleiter und führt ein Team aus 55 Zugbegleiter:innen und -gastronom:innen. „Ich bin erster Ansprechpartner für die Mitarbeiter:innen, kümmere mich um ihre Förderung und sorge dafür, dass Prozesse umgesetzt werden. Außerdem coache ich sie direkt an Bord. Wir leben gemeinsam die Starke Schiene“. Die Zeiten, in denen er monatelang auf dem Schiff oder mehrere Tage die Woche mit dem Zug in anderen Städten war, sind Geschichte. „Früher war ich wie eine streunende Katze, heute bin ich angekommen und mehr zu Hause als unterwegs. Die Zeit auf Reisen kann ich dafür umso mehr genießen.“ Das gilt auch privat. Sein Geheimrezept für einen guten Urlaub: Mit dem Zug bis nach Kiel fahren – und dann aufs Schiff umsteigen.