Artikel: Partnerschaftliche Zusammenarbeit
In den nächsten Jahren stehen der gesamten Industrie aufgrund von Investitionshochläufen und dem aktuellen Zustand des Netzes große Herausforderungen bevor. Um diesen Herausforderungen gemeinsam gegenüberzutreten, bedarf es partnerschaftlicher Zusammenarbeit.
Aus diesem Grund wurde im Jahr 2019 gemeinsam mit dem HDB, VBI und der TU Berlin das Partnerschaftsmodell Schiene entwickelt. Es handelt sich beim Partnerschaftsmodell Schiene um ein IPA-Modell (integrierte Projektabwicklung). Das Modell bietet Hebel für die Stabilisierung komplexer Großprojekte durch einen frühzeitigen Know-how-Transfer aller Partner sowie einem anreizbasierten Vergütungssystem und einer gemeinsamen Definition der Ziele.
Aufgrund der gemeinsamen Entwicklung des Grundsatzes des Partnerschaftsmodells Schiene ist die gemeinsame Weiterentwicklung ebenfalls essenziell. Aus diesem Grund wurde die Arbeitsgruppe „PZ1 Weiterentwicklung Partnerschaftsmodell Schiene“ im Cluster der Partnerschaftlichen Zusammenarbeit der ZIB etabliert.
Im Rahmen der Zusammenarbeit in diesem Cluster zeigte sich der Austausch von Planern, Bauausführenden und der DB als sehr fruchtbar und es wurde sichtbar, dass Ansätze aus dem Partnerschaftsmodell Schiene ebenfalls in konventionelle Verträge etabliert werden können. Aus diesem Grund gründete sich die Arbeitsgruppe „PZ 2 Kooperative Zusammenarbeit in DB-Standard Verträgen“.
Kooperative Zusammenarbeit in DB-Standardverträgen
Daraus wurden neue Standards entwickelt:
- Planungsauftaktgespräch
- Marktdialoge auch für konventionelle Verträge
- Onboardingtage für Großprojekte
Es wurde untersucht welche Bausteine der partnerschaftlichen Zusammenarbeit bereits existieren und welche Bedarfe für zusätzliche Bausteine bestehen:
Weiterentwicklung Partnerschaftsmodell Schiene
Grundsatz des Modells:
Partnerschaftsmodell Schiene (PM 3)
Im PM 3 wird die Allianz zu Beginn der Leistungsphase 3 HOAI geschlossen, denn ein Vorteil des Modells ist es, dass relevanten Wertschöpfungstreiber frühzeitig in das Projekt in Form einer Allianz eingebunden (sog. Early Contractor Involvement) werden. Dadurch kann bereits frühzeitig das Ausführungs- „Know-How“ der Bau-Auftragnehmer bei der Entwurfs- und Genehmigungsplanung genutzt werden. Die Allianz besteht aus Planer, Bauunternehmer und DB. Ein gemeinsames anreizbasiertes Vergütungsmodell (Bonus / Malus System) sorgt dafür, dass die Allianzpartner an der Erreichung der gemeinsam definierten Projektziele und an der Unterschreitung der gemeinsam definierten Zielkosten arbeiten. (Anwendung bedarf derzeit der Abstimmung mit dem BMDV)
Partnerschaftsmodell Schiene (PM 5)
Dieses Modell modifiziert das PM 3. Die Allianz wird während der Leistungsphase 4 HOAI parallel zum Planrechtsverfahren gebildet. Auch hier sorgen das gemeinsame anreizbasierte Vergütungsmodell sowie die gemeinsame Definition der Zielkosten für eine Harmonisierung der individuellen Ziele der Partner. Das Ausführungs-Know-How fließt in die Validierung/ Optimierung der EP und in die gemeinsame Erstellung der Ausführungsplanung vor Zielkostenvereinbarung ein. (Anwendung bedarf der derzeit Abstimmung mit dem BMDV)
Kernelemente des Partnerschaftsmodells Schiene
- Bau- & Planungspartner sind im Mehrparteienvertrag von Anfang an gebunden
- Gemeinsame Erstellung der Planung und Realisierung durch alle Wertschöpfungstreiber
- Durchgehende Bearbeitung der Planung ohne „Brüche“ (heute ca. 3 Planerwechsel in konventioneller Planung)
- Gemeinsame Risikohaftung, gemeinsames Chancen- & Risikomanagement, gemeinsame Zielkostenermittlung (Exit- Option für Auftraggeber, wenn die Budgetvorstellung nicht getroffen wird)
- Ist-Kosten Erstattung und Anreizvergütungssystem (Bonus/Malus für Über- oder Unterschreitung der Zielkosten), Incentivierung von KPI
Projekt | Status |
---|---|
Eisenbahnüberführungen Zülpicher Straße/Luxemburger Straße | Mehrparteienvertrag (Planungsphase) - geschlossen |
Gäubahnausbau Nord (DB PSU) | Mehrparteienvertrag (Planungsphase) - geschlossen |
Residenzbahn | Vergabeverfahren |
Schienenanbindung der Festen Fehmarnbeltquerung (Allianz Süd) | Vergabeverfahren |
Neubau der Linie S4 Ost Hamburg (PFA 2,3) | Vergabeverfahren |
VE734 (2. Stammstrecke München) | Vergabephase |
Fehmarnsundquerung | Vorbereitungsphase |
Siemensbahn | Vorbereitungsphase |
Campus Erfurt - Haus 1 | Mehrparteienvertrag (Planungsphase) - geschlossen |
Neues Werk Cottbus | Mehrparteienvertrag (Planungsphase) - geschlossen |
Werk Elbgaustraße | Vorbereitungsphase |
Im Rahmen der ZIB bearbeitete Themen:
- Rolle des Wirtschaftsprüfers
- Eigenfertigungstiefe
- Mängelhaftung & Versicherung
- Aufgaben und Rollen aller Partner in den Phasen des PM Schiene
- Integrale Planung – Ablauf und Methodik
- Co-Location
- Prozess der Zielkostenermittlung
Ausblick
Arbeitsthemen für das Jahr 2025:
- Auszahlung/Aktivierbarkeit Beteiligungsbeitrag
- „Spezialgewerke“ aus der Allianz heraus vergeben/Zuschnitt Vergabepakete
- Entscheidungen, Aufbau und Organisationstruktur der Allianz /Anreize Funktionsfähigkeit der Allianz
- Umgang BGL-Satz/Gerätkosten
- Umgang mit Konzernverbundenen Unternehmen als NU/Vertragliche Ausgestaltung
- Anreize & Benchmark Planungsphase/ Budgetbildung für MPV-Phase 1
- Weiterentwicklung Deckungsbeitrag & Beteiligungsbeitrag/ Wertschöpfung in der Allianz
- Glossar PM Schiene