Ganz in Weiß mit einem roten Band

Artikel: Ganz in Weiß mit einem roten Band

Vor 25 Jahren begann das ICE-Zeitalter in Deutschland. Die Einführung der Hochgeschwindigkeit auf der Schiene machte Bahnfahren wieder attraktiv.

Lange hatte man bei der Deutschen Bundesbahn darauf gewartet, einen echten Hingucker nicht nur für Bahnfans präsentieren zu können. Im Sommer 1991, pünktlich zum Fahrplanwechsel war es soweit.  Die gesamte Bahnintelligenz der alten Bundesrepublik angefangen von den Ingenieuren der Bundesbahn über die der Traditionsfirmen AEG, ABB, Henschel, Kraus-Maffei, Krupp und Siemens hatte an der Entwicklung der ersten ICE gearbeitet. Nun waren die ersten Triebzüge startklar. Dementsprechend groß wurde dann auch am 29. Mai 1991 der Start in ein neues Bahnzeitalter gefeiert.

Aus Bonn, Mainz, Stuttgart, München und Hamburg fuhr jeweils einer der neuen 280km/h schnellen Züge über die Neubaustrecken in den Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe ein.  Angesichts der Begeisterung über die neue weiße Flotte geriet fast in Vergessenheit, dass auch der neu errichtete Bahnhof mit der Sternfahrt eingeweiht wurde. Auch dies war ein Grund zu feiern, immerhin war es gut 30 Jahre her, dass in der alten Bundesrepublik ein neuer Fernbahnhof eröffnet werden konnte. Bahnhof, Neubaustrecke und ICE standen für eine Aufbruchstimmung bei der Eisenbahn, die durch die Wiedervereinigung Deutschlands noch zusätzlich starken Rückenwind erhalten hatte. Zeitgenossen hatten gute Gründe von einer Renaissance der Schiene zu sprechen.

Renaissance der Schiene

Tatsächlich war der Zuspruch enorm. Seit langem konnte die Deutsche Bahn wieder unter den passionierten Autofahrern neue Kunden gewinnen. Mit den neuen ICE-Verbindungen verkürzte sich die Fahrzeit zwischen Hamburg und Frankfurt um eine Stunde, und zwischen Stuttgart und Hamburg sogar um fast zwei Stunden. Der ICE wurde zum Aushängeschild und Sympathieträger der 1994 in der Deutschen Bahn AG aufgegangenen deutschen Eisenbahnen aus West und Ost.

Umso größer war das Entsetzen als fast auf den Tag genau, sieben Jahre nach der Einweihung des Hochgeschwindigkeitsverkehrs ein ICE der ersten Baureihe nahe der niedersächsischen Stadt Eschede entgleiste. 101 Menschen starben, viele wurden verletzt. Ausgangspunkt des katastrophalen Unglücks war der gebrochene Radreifen eines gummigefederten Rades.

Die neue Generation

In der Folge wurden alle ICE wieder mit Vollgußrädern ausgestattet und Weichen nicht mehr vor Brücken eingebaut. Auch die Technik der ICE wurde weiterentwickelt. Glich der ICE 2 noch dem technischen Konzept des französischen TGV und  des ICE 1, so begann ebenfalls Anfang der 1990er Jahre die Entwicklungsarbeiten für eine grundlegende neue Generation von ICE-Zügen. Die gesamte Technik dieser Züge ist unter unterflurig, d.h. unter dem Wagen sowie in Dachbereichen untergebracht.  So kann die Antriebsleistung auf bis zu 16 Radsätze verteilt werden. Bekanntester und elegantester Vertreter dieser Generation von Hochgeschwindigkeitszügen ist der bis zu 330 km/h schnelle ICE 3. Selbstverständlich auch er ganz in Weiß mit einem roten Band.