Leuchtender Bahnsteig sorgt am Bahnhof Südkreuz für bessere Orientierung

Auf einer Länge von 150 Metern wurden am Gleis 1 der S-Bahn am Bahnhof Berlin Südkreuz insgesamt 245 Betonsteine entlang der Bahnsteigkante verlegt. Die Plattenoberflächen sind so versiegelt, dass sie vor eindringendem Wasser, Verschmutzungen und Beschädigungen geschützt sind. Ein integriertes LED-System mit intelligenten elektronischen Modulen übersetzt eingehende Sensordaten in Lichtsignale. Die angezeigten Muster sind für jeden Menschen intuitiv und international verständlich. Jedes einzelne Modul kann individuell angesteuert werden. Zugtyp, Zuglänge und Auslastung werden in Echtzeit an die LED-Bausteine übermittelt.

LED-Bausteine von SIUT

Das System zeigt an, wenn S-Bahnen ein- oder ausfahren, dies soll zusätzlich zu den bestehenden Markierungen Aufmerksamkeit erhöhen, wo sie halten und wie stark die Wagen ausgelastet sind: Ein rotes Dauerlicht mahnt zur besonderen Aufmerksamkeit vor dem Gleisbereich und bedeutet Abstand halten. Blinkt die Bahnsteigkante rot, fährt ein Zug ein- oder ab und zeigt an, welche Bereiche des Bahnsteigs aus Sicherheitsgründen frei bleiben müssen (in einigen Fällen kann rotes Blinklicht auch ein Hinweis auf Abweichungen vom Fahrplan sein). Weißes, dynamisches Lauflicht leitet die Fahrgäste zur Halteposition des Zuges entlang des Bahnsteigs. Grün, Gelb und Orange zeigen die Auslastung der einzelnen Zugabteile an.

Die Leuchten sind während des Zughalts aus.

Um die die Wirkung des Systems bewerten zu können, werden über sogenannte Heatmaps sowie Kundenbefragungen -und Beobachtungen durchgeführt. Damit die einzelnen Anwendungsfälle gesondert betrachtet und ausgewertet werden können, erfolgt die Erprobung in drei aufeinander aufbauenden Phasen:

Dreistufiger Ausbau der Anwendungsfälle

Fahrgäste verteilen sich an Bahnsteigen nicht immer gleichmäßig, sondern konzentrieren sich oft an den Bahnsteigzugängen. Das kann zu einem verzögerten Einstieg in stark frequentierte Zugteile sowie einer ungleichmäßigen Auslastung führen. Bei Kurzzügen stehen Fahrgäste oft nicht dort am Bahnsteig, wo der Zug hält. Zugzielanzeiger und Tafeln, die die Halteposition des Zuges am Bahnsteig markieren, erzeugen oft nicht genügend Aufmerksamkeit.

Durch die leuchtende Bahnsteigkante möchte die DB ihren Kund:innen ermöglichen, sich einfacher im Bahnhof zu orientieren. Das Ziel ist, dass sich Fahrgäste besser auf dem Bahnsteig verteilen und ein schnelleres Zusteigen erreicht wird. Bei stetig wachsenden Reisendenzahlen und Taktzeiten der S-Bahn können Kundenströme so besser gelenkt werden und eine gleichmäßigere Auslastung der Zugteile wird erreicht. Die kürzeren Einstiegszeiten wirken sich positiv auf die Pünktlichkeit aus und die Aufmerksamkeit der Reisenden vor dem freizuhaltenden Bahnsteigbereich wird erhöht.

Das innovative Fahrgastlenkungssystem zeigt in der dritten Testphase auch die Auslastung einfahrender Züge in Echtzeit an. Mit Grün, Gelb und Orange wird die Auslastung der einzelnen Zugabteile angezeigt.

Erfinder der „leuchtenden Bahnsteigkante“ ist das Berliner Startup SIUT. Das junge Unternehmen entwickelt smarte Fertigteile mit integrierten LEDs, die Beton zum Leuchten bringen. In Kombination mit einer intelligenten Lichtsteuerung machen sie den Bodenbelag am Bahnsteig zum innovativen Wegweiser. Eine erste Version des LED-Leitsystems hat die DB bereits 2018 in einem Pilotprojekt der Stuttgarter S-Bahn in Bad Cannstatt getestet. Aufbauend auf den Erfahrungen dort hat die DB das Produkt im Sinne ihrer Kund:innen gemeinsam mit SIUT weiterentwickelt.. Das Jungunternehmen wurde 2015 in Berlin gegründet und nahm 2016 am Startup-Förderprogramm in der DB mindbox teil. SIUT verwendet Betonsteine von einem der Branchenführer, dem Familienunternehmen Rinn.